EU-Staaten einigen sich vorerst auf niedrigere Fischquoten
Brüssel (dpa) - Um die Fischquoten wird in Europa jedes Jahr hart verhandelt: Nach zwei Tagen stehen nun die Fangmengen fest. Bei den meisten Arten bedeutet dies Kürzungen. Doch die Quoten sind nur vorläufig, weil noch eine Einigung mit Norwegen aussteht.
Die deutschen Fischer müssen sich für das kommende Jahr auf sinkende Fangmengen einstellen - allerdings nur vorerst. Darauf einigten sich die EU-Fischereiminister am Donnerstagmorgen in Brüssel nach langen Nachtverhandlungen. Die Quoten für Scholle, Hering und Seelachs in der Nordsee setzten sie um 25 bis 30 Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr herab. Aber: Es könnte bei Verhandlungen zwischen EU und Norwegen im Januar einen Trendwechsel geben. Die Bundesregierung rechnet sogar mit einem Plus gegenüber den Fangmengen von 2012.
Wenn Mitte Januar die Quoten in den Verhandlungen mit Norwegen endgültig festgesetzt werden, dürfte es noch zu einem Anstieg kommen, erklärten Diplomaten. Wie hoch dieser Anstieg dann ausfallen könnte, ist unklar. Die Bundesregierung rechnet unter dem Strich mit einem Plus gegenüber den Fangmengen für dieses Jahr. Das wollte die EU-Kommission aber nicht bestätigen. Eine Reihe von Fischbeständen bewirtschaftet die EU gemeinsam mit Norwegen.
„Wir haben bei drei Bereichen - Hering, Scholle und Seelachs - sogar die Möglichkeit, die Quoten zu erhöhen“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) am Morgen. Ihr Ministerium teilte mit: „Hier können die Quoten nach den Empfehlungen der Wissenschaft um 15 Prozent im Einklang mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung angehoben werden.“ Ein langfristiger Bewirtschaftungsplan für die Bestände sehe solche Steigerungen vor, erklärte ein Diplomat.
EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki selbst zeigte sich mit dem Gesamtergebnis für alle Fischsorten nur teilweise zufrieden: „Die Kommission war ehrgeiziger. Aber nachdem nun dieser Kompromiss auf dem Tisch liegt, kann ich zufrieden sein, denke ich.“ Damanaki hatte unter anderem die Quoten für bestimmte Fischbestände um 20 Prozent kappen wollen. Dabei geht es um Bestände, über deren Zustand insgesamt wenig bekannt ist - von denen aber angenommen wird, dass sie schrumpfen. Die Staaten ließen sich nun aber nur auf fünf Prozent weniger ein. Die Kommission schlägt die Fangmengen nach Empfehlungen von Wissenschaftlern vor, die Staaten verhandeln dann darüber.
Umweltverbände kritisierten die Entscheidung. „Statt entschlossenen Schrittes für den Wiederaufbau der Fischbestände zu sorgen, begnügt sich der Ministerrat mit Schleichtempo“, kommentierte Karoline Schacht vom WWF. „Im Nordostatlantik ist noch immer jeder zweite Bestand überfischt.“ Auch Greenpeace sind die erlaubten Fangmengen immer noch zu hoch.
Kritiker der europäischen Fischpolitik hoffen nun auf das Europaparlament. Der Fischereiausschuss hatte für ehrgeizige Maßnahmen gestimmt. So sollen die erlaubten Fangmengen unterhalb eines längerfristig verträglichen Niveaus angesetzt werden. Der Beschluss ist aber nicht verbindlich.