Euro fällt auf Jahrestief - Monti kündigt Reformpaket an

Frankfurt/Rom/Athen (dpa) - Die europäische Schuldenkrise setzt den Eurokurs zum Jahresausklang unter Druck. Am Donnerstag fiel die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich auf 1,2858 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit September 2010.

Als Ursache für den Kurseinbruch nannten Händler die Sorge der Anleger vor einer Eskalation der Schuldenkrise. Der Euro fiel auf sein Jahrestief, nachdem Italien zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen Staatsanleihen versteigert hatte. In mehreren Auktionen von Papieren mit längeren Laufzeiten konnte sich das hoch verschuldete Eurozonenland zwar zu etwas günstigeren Zinsen frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen. Die Renditen sanken aber weniger stark als erhofft: Mit einer zehnjährigen Anleihe wurden 2,5 Milliarden Euro am Kapitalmarkt eingesammelt. Die Rendite lag bei 6,98 Prozent, bei einer vergleichbaren Auktion im November hatte sie noch bei 7,56 Prozent gelegen.

Damit lag die Rendite für die richtungsweisenden italienischen Anleihen wieder knapp unter der kritischen Marke von sieben Prozent. Bei dieser Marke mussten Krisenstaaten wie Griechenland, Portugal und Irland mit Finanzhilfen unterstützt werden. Experten kritisierten zudem, dass Italien insgesamt nur gut sieben Milliarden Euro am Markt einsammeln konnte. Zuvor hatte das Land ein Maximalziel von 8,5 Milliarden Euro angepeilt.

Unterdessen kündigte Italiens Regierungschef Mario Monti für Januar neue Maßnahmen zur Ankurbelung der lahmenden italienischen Wirtschaft an. Neben einer Arbeitsmarktreform wolle er mit dem geplanten Paket „Wachse Italien“ auch Anreize für Investitionen in öffentliche Bauprojekte, Forschung und Entwicklung schaffen, sagte Monti am Donnerstag in Rom.

Der Arbeitsmarkt müsse flexibler gestaltet werden. Italien gehört derzeit in Europa zu den Ländern mit den strengsten Vorschriften bei Einstellungen und Entlassungen. „Ich hätte nichts dagegen, wenn man diese Maßnahmen "Wachse Italien" nennen würde“, sagte der parteilose Chef der Expertenregierung. Die Zeit dränge. „Wir müssen zügig arbeiten“, mahnte Monti. Er wolle das Paket noch vor den wichtigen Treffen der EU und Eurozone am 23. und 30. Januar auf den Weg bringen. Das Paket werde nicht viel öffentliches Geld in Anspruch nehmen, kündigte der ehemalige EU-Kommissar an. Wichtiges Ziel sei immer noch ein ausgeglichener Staatshaushalt 2013.

In Griechenland will die Regierung von Ministerpräsident Lucas Papademos versuchen, in den kommenden drei Monaten 150 000 Arbeitsplätze in dem von der Schuldenkrise heimgesuchten Land zu schaffen. Dies gab Papademos nach einem Treffen seines Ministerrats am Mittwochabend bekannt. „Die Krise und die Arbeitslosigkeit haben tausende Familien getroffen“, erklärte Papademos schriftlich. Die Erklärung lag der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstagmorgen vor.

Athen wolle in den kommenden drei Monaten hauptsächlich mit Geldern aus der EU die neuen Arbeitsplätze schaffen. Zudem soll bedürftigen Menschen unter die Arme gegriffen werden. An dem ehrgeizigen Projekt sollen sich auch die Städte und Gemeinden sowie das Erzbistum der Orthodoxen Kirche in Athen beteiligen.

Die Kursverluste des Euro erklärten Marktbeobachter auch mit Sicherungsgeschäften gegen einen fallenden Euro. Für diese sogenannten Hedge-Geschäfte habe es für US-Unternehmen am Mittwoch die letzte Möglichkeit in diesem Jahr gegeben, und viele Firmen hätten vor dem Hintergrund der Schuldenkrise regen Gebrauch davon gemacht. Wegen der schwachen Umsätze im Devisenhandel hätten die Sicherungsgeschäfte amerikanischer Firmen eine ungewöhnlich starke Wirkung beim Euro-Kurs gezeigt.

Der Euro erholte sich im Tagesverlauf wieder ein wenig. Bis zum späten Nachmittag kostete der Euro mit 1,2920 Dollar fast so viel wie am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2889 (Mittwoch: 1,3074) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7759 (0,7649) Euro.