Europas Angst vor dem Griechenland-Infarkt
Die Union diskutiert die Möglichkeit einer Umschuldung. Die Folgen wären jedoch weitreichend.
Frankfurt. Was wird aus den griechischen Schulden? Heftig diskutiert Europa über eine Umschuldung. Zu Wochenbeginn waren die Renditen für kurzfristige Staatsanleihen auf 20 Prozent gestiegen. Steigende Renditen sind bei Anleihen, was fallende Kurse bei Aktien sind.
Der Schuldenstand von Griechenland ist der mit Abstand höchste in der Eurozone. Angesichts einer strukturschwachen Wirtschaft und einer tiefen Rezession zweifeln Ökonomen daran, ob Griechenland in den nächsten Jahren wieder Geld an den Kapitalmärkten aufnehmen kann.
Aber: Es hat schon Länder mit sehr hohen Schuldenquoten gegeben, die trotzdem zahlungsfähig geblieben sind. Irland etwa senkte von 1987 bis 2002 seinen Schuldenstand um 80 Prozentpunkte.
Eine Umschuldung könnte so aussehen, dass Gläubiger dem Land genehmigen, Schulden über einen längeren Zeitraum als geplant zurückzuzahlen. Oder sie willigen ein, Geldverleih-Zinsen zu senken. Die Griechen könnten sich auch für zahlungsunfähig erklären und aushandeln, dass Gläubiger ihnen einen (Groß-)Teil der Schulden streichen.
Eine Umschuldung würde den Gläubigern zu schaffen machen — deutschen und europäischen Banken, griechischen Instituten und Pensionsfonds. Die griechische Notenbank fürchtet, dass der Staat noch mehr Vertrauen bei Geldverleihern verliert. Dazu kommt die Sorge, dass dann Portugal oder Irland Schuldenerlässe anstreben — auch diese Staaten erhalten europäische Notkredite.
Sollte Griechenland 2012 noch kein Geld am Kapitalmarkt aufnehmen können, müsste neue Hilfe organisiert werden, um eine Pleite zu verhindern. Das bisherige Paket ist bereits 110 Milliarden Euro schwer.