Europas Automarkt rauscht weiter talwärts

Brüssel/Frankfurt (dpa) - Freier Fall statt Hoffnungsschimmer: Auf Europas Automärkten hält die Talfahrt ungebremst an - und die Hersteller sehen kein Anzeichen für die erhoffte Wende.

Im März wurden in der Europäischen Union (EU) mit gut 1,3 Millionen Pkw 10,2 Prozent weniger Autos neu zugelassen als ein Jahr zuvor. Das war bereits der 18. Rückgang in Folge, wie der europäische Branchenverband Acea in Brüssel mitteilte. Im ersten Quartal rauschten die Neuzulassungen um 9,8 Prozent in die Tiefe.

Die Folge der Krise sind teure Überkapazitäten, einzelne Hersteller haben bereits Werksschließungen angekündigt. Außerdem herrscht in Märkten wie Deutschland eine Rabattschlacht, um die Autos in den Markt zu drücken. Dies wiederum drückt auf die Erträge.

Für die nächsten Monate hatte die Branche ursprünglich mit einem
Aufwärtstrend gerechnet - doch der scheint auszubleiben. „Auch in den kommenden Monaten erwarten wir wenig Rückenwind“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche kürzlich. „Insbesondere für die Lkw- und Pkw-Märkte in Europa gibt es keine Anzeichen für eine Trendwende.“ Die Stuttgarter stellen deswegen sogar ihre Gewinnprognose für 2013 auf den Prüfstand.

Dabei kamen sie unter den deutschen Herstellern bislang noch am
besten weg: In den ersten drei Monaten blieb ihr EU-Absatz stabil,
Konkurrent BMW hielt sich indes nur knapp unter dem Vorjahresniveau.

Europas größter Autobauer Volkswagen lieferte in den ersten drei Monaten dagegen konzernweit 7,5 Prozent weniger Autos in der EU aus als ein Jahr zuvor. Vor allem die Märkte in Westeuropa blieben „von teils großen Unsicherheiten geprägt“, hatte Vertriebsvorstand Christian Klingler bereits gesagt. Und die Aussichten sind weiterhin düster: „Der Einzelmonat März zeigt zudem deutlich, dass die Märkte noch schwieriger werden.“

Unangefochtener Marktführer bleiben die Wolfsburger trotzdem. Sie
konnten ihren Anteil am europäischen Autokuchen sogar leicht
ausbauen, während die Konkurrenten um die Krone des weltgrößten
Autobauers Anteile verloren. Bei der Opel-Mutter General Motors
sackten die Europa-Verkäufe 2013 bislang um knapp 13 Prozent ab. Bei der GM-Tochter Opel ging der Absatz um fast 8 Prozent zurück. Die
weltweite Nummer eins Toyota büßte fast 18 Prozent ein.

Der US-Hersteller Ford verlor in der EU ein Fünftel seines Absatzes. Auch die europäische Konkurrenz von Renault, PSA Peugeot Citroën und Fiat büßte stärker ein als VW. Kräftige Zuwächse konnten
in den ersten drei Monaten nur die Nobelmarken Jaguar und Landrover
sowie der japanische Hersteller Honda verzeichnen.

Europaweit stemmt sich praktisch nur der britische Markt dem
Abwärtstrend entgegen: Im Vereinigten Königreich legten die Verkäufe
im ersten Quartal um 7,4 Prozent zu. Dagegen sackten sie in
Deutschland bislang um knapp 13 Prozent in den Keller, im März waren
es sogar minus 17 Prozent.

Auf den weltweit größten Einzelmärkten sieht es dagegen deutlich
besser aus: In den USA stieg der Absatz im März um gut 3 Prozent.
Auf dem wichtigsten Einzelmarkt China kletterte der Absatz nach Zahlen des dortigen Branchenverbandes CAAM sogar um 13 Prozent. Dagegen gingen die Neuzulassungen in Japan (-11,0 Prozent), Indien (-13,0 Prozent), Russland (-3,6 Prozent) und Brasilien (-5,4 Prozent) zurück, wie der deutsche Branchenverband VDA meldete.

Konzerne wie Volkswagen, aber auch BMW und Daimler profitieren von ihrer starken internationalen Aufstellung, vor allem in China und den USA. Damit können sie die Rückgänge derzeit noch wettmachen. Autobauer wie PSA und Opel dagegen, die vom europäischen Markt abhängen, stecken in der Krise fest.