Ex-MAN-Chef Samuelsson ist neuer Volvo-Chef
Stockholm (dpa) - Ex-MAN-Chef Håkan Samuelsson löst den erkrankten deutschen Automanager Stefan Jacoby (54) an der Spitze von Volvo Cars ab. Vize-Aufsichtsratschef Hans-Olov Olsson sagte am Freitag in Stockholm, die Entscheidung habe nichts mit der angeschlagenen Gesundheit Jacobys zu tun.
Sie sei allein der „geschäftlichen Situation“ wegen fehlender Erfolge in China geschuldet. Der 61-Jährige Samuelsson übernimmt den Chefposten mit sofortiger Wirkung. Jacoby ist nach einem Hirnschlag vor vier Wochen krank gemeldet. Volvo Cars hat in diesem Jahr mit kräftigem Nachfrageschwund und roten Zahlen zu kämpfen. Samuelsson, der bis 2009 Konzernchef beim Münchner Nutzfahrzeughersteller MAN war und seit 2010 dem Aufsichtsrat von Volvo Cars angehört, sagte bei seiner Vorstellung als Konzernchef: „Wir müssen die Ertrags- und Kostenlage verbessern.“
Der Schwede musste die VW-Tochter MAN 2009 im Gefolge von Bestechungsvorwürfen gegen leitende Mitarbeiter verlassen. MAN fordert von Samuelsson 237 Millionen Euro Schadenersatz wegen des Korruptionsskandals.
Samuelsson sagte, er sei „bis vor kurzem“ überhaupt nicht in Ermittlungen einbezogen gewesen. Jüngst erhobene Vorwürfe über Mitwisserschaft weise er zurück. „Ich bin mir sicher, dass ich mich richtig verhalten habe.“ Die Staatsanwaltschaft München hatte wegen Zeugenaussagen in einem MAN-Schmiergeldprozess Ermittlungen gegen den schwedischen Manager eingeleitet.
2010 hatte der US-Autokonzern Ford den schwedischen Pkw-Hersteller Volvo an Geely in China verkauft. Jacoby wechselte zu diesem Zeitpunkt vom Posten des VW-Nordamerika-Chefs zu Volvo. Nach seinem Gehirnschlag im September hieß es zunächst, der Deutsche werde nach etwa einem Monat wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.
Geelys Mehrheitseigner Li Shufu erklärte zum Wechsel an der Spitze: „Ich bin überzeugt davon, dass Håkan Samuelssons profunde Erfahrung und Führungskraft uns eine Verbesserung der Unternehmensleistung bringen wird.“ Volvo habe gute Möglichkeiten, die Ertragslage zu verbessern und vor allem in China das Wachstum zu beschleunigen.
Das schwedische Unternehmen mit einer Jahresproduktion von knapp 450 000 Wagen (2011) strebt langfristig eine Verdoppelung des Absatzes mit neuen Volvo-Fabriken im Stammland der Konzernmutter an. Olsson meinte dazu: „Als Geely vor zwei Jahren Volvo übernahm, galt Erfolg in China als Kernpunkt unserer Strategie. Leider aber sind unsere Konkurrenten dort erfolgreicher, und wir haben unsere Pläne nicht umgesetzt.“
Volvo Cars wird in Göteborg unabhängig vom schwedischen Nutzfahrzeughersteller Volvo AB betrieben.