Razzia beim Fleischbaron und Schalke-Präsidenten Tönnies
Verdacht der Steuerhinterziehung bei Tönnies. Auch gegen Berater Schnusenberg wird ermittelt.
Gütersloh. Gegen den westfälischen Fleischfabrikanten Clemens Tönnies mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bei seinen privaten Einkünften. Das bestätigte am Donnerstag Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bielefeld, unserer Zeitung. „Wir hatten 20 Beamte im Einsatz“, sagte Pollmann.
Tönnies ist nicht nur Chef eines der größten Fleischverarbeitungsbetriebe in Deutschland, sondern auch Präsident des Fußballbundesligisten Schalke 04. „Das Verfahren richtet sich nur gegen die Privatperson Tönnies, nicht gegen den Fußballverein“, sagte der Staatsanwalt.
Gleichwohl gibt es Querverbindungen zum Fußballverein. Denn Staatsanwalt Pollmann bestätigte, dass es auch eine Razzia in den Räumen des Steuerberaters Josef Schnusenberg gegeben habe. Mit ihm hat Tönnies eine Geschäftsbeziehung, weil er die Steuererklärungen des Unternehmers erstellt. Er war Schatzmeister und Vorstandsvorsitzender bei Schalke. „Wir interessieren uns aber nur für die Steuerakte Tönnies“, so Pollmann.
Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft geht es um ein normales Verfahren, die strittige Summe wird deutlich unter der Millionen-Marke gesehen. Bereits im vergangenen Jahr haben die Ermittler die Spur aufgenommen. Auf Steuervergehen steht eine Verjährungsfrist von fünf Jahren. Deshalb ist mindestens noch die Tönnies-Erklärung aus dem Jahr 2006 relevant, die freilich auch noch Vorgänge aus den Jahren 2004 und 2005 umfassen kann.
Ein Tönnies-Sprecher erklärte am Donnerstag, das Vorgehen der Behörden sei unangemessen. Man habe bisher eng mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet.
Clemens Tönnies (55) hat neben der Steuergeschichte nach übereinstimmenden Berichten auch einen internen Machtkampf zu bewältigen. Sein Neffe Robert (35), Sohn des verstorbenen Betriebsgründers Bernd Tönnies — auch er ehemaliger Schalke-Präsident —, will mehr Macht in der Firma und beruft sich auf sein Erbe.
Clemens Tönnies hatte mit der Firma, in der jedes Jahr 15 Millionen Schweine zerlegt werden, bereits einen Prozess um die die korrekte Ausweisung von Hackfleisch auszutragen. Das Verfahren wurde eingestellt, doch nur gegen die Zahlung einer Geldauflage in Millionenhöhe.