Experten finden Stresstest-Bilanz wenig überzeugend
Frankfurt/Main (dpa) - Finanz-Experten sehen die Bilanz des Banken-Stresstests mit nur acht Durchfallern kritisch und mahnen strengere Prüfungen an. Der Wissenschaftler Hans-Peter Burghof sagte der Nachrichtenagentur dpa, schon die Anlage des jüngsten Tests habe Mängel gehabt:
„Ein Schuldenschnitt im Falle Griechenlands ist ja kein ganz unwahrscheinliches Ereignis mehr.“ Dieses hätte man in dem Test berücksichtigen sollen. „Ein solcher Test bildet nur ein mögliches Szenario ab - und es ist extrem manipulierbar, welches Szenario das ist“, erklärte Burghof. Tatsache sei: „Wenn es jetzt zu einem Crash bei den Staatsfinanzen kommt, dürften einige Banken erhebliche Probleme bekommen und nicht mehr so viel Kapital haben, wie sie gerne hätten.“
Laut den am Freitag veröffentlichten Test-Ergebnissen kamen die deutschen Teilnehmer im Krisenszenario auf eine harte Kernkapitalquote von 7,5 Prozent. Die europäische Bankenaufsicht EBA hatte mindestens 5,0 Prozent gefordert. Acht Institute rasselten durch: fünf aus Spanien, zwei aus Griechenland und eins aus Österreich. 16 weitere Banken erfüllten die Anforderungen bei dem umstrittenen Härtetest nur knapp, darunter aus Deutschland die NordLB und die HSH Nordbank. Der Stresstest sollte prüfen, wie gut eine Bank eine Krise aushalten kann und ob sie zusätzliches Kapital als Risikopuffer braucht.
Die Untersuchung sei „immer noch zu großzügig gewesen, was die Möglichkeit der Insolvenz eines europäischen Landes angeht", sagte auch der Bankenexperte Wolfgang Gerke der „Saarbrücker Zeitung“. „Man will einfach nicht zugeben, dass Griechenland vor einer Pleite steht.“ Gleichwohl sei der Test besser gewesen als sein Vorgänger, weil er von einem „härteren Szenario“ im Hinblick auf Konjunktureinbrüche ausgehe; er unterstelle auch kritischere Situationen für die Anlagen der Banken.
Burghof bemängelt den Umgang der Aufseher mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba): Das Frankfurter Institut wäre nach EBA- Kriterien durchgefallen, weil bestimmte Kapitalpositionen überraschend doch nicht als hartes Kernkapital für Krisenzeiten anerkannt wurden. Dies sei eine „bürokratische Albernheit“, urteilte der Bankenexperte. „Man kann dahinter einen Angriff auf die Landesbanken vermuten, oder aber es ist schlicht bürokratische Sturheit. Beides ist kein gutes Signal.“
Insgesamt sei es bei dem Test nur vordergründig um mehr Transparenz gegangen, meinte Burghof: „Ziel ist, bei bestimmten Instituten strukturell einzugreifen.“ Im Visier der Behörden: Vor allem spanische Sparkassen und deutsche Landesbanken.
Positiv hob der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, im Deutschlandradio Kultur hervor, dass die von der Finanzkrise besonders betroffene Banken den Stresstest bestanden hätten: „Es ist ein Zeichen dafür, dass das Abspalten der Risiken (...) richtig war, weil das, was jetzt als Bank übrig geblieben ist, vernünftig wirtschaften kann.“
Die EU-Finanzminister pochen darauf, dass der Test diesmal nicht - wie im Vorjahr - ohne Konsequenzen bleibt. Banken, die nur mit Mühe bestanden haben, sollen unter verschärfte Beobachtung der nationalen Aufseher gestellt werden. Die durchgefallenen Banken sollen binnen drei Monaten Gegenmaßnahmen ergreifen und sich bis Jahresende mehr Kapital besorgen. Schafft ein Institut das nicht, springen die Regierungen ein - wie schon 2008 in der Finanz- und Bankenkrise.
Auch die EU rief die Banken zu mehr Anstrengungen auf. Die acht gescheiterten Geldhäuser müssten ihr Eigenkapital sobald wie möglich aufstocken.