Experten: Jobwunder geht 2011 weiter

Nürnberg (dpa) - Trotz wachsender Unsicherheit wegen der Irlandkrise erwarten Arbeitsmarktexperten vorerst kein Ende des deutschen Jobwunders. Der Arbeitsmarktaufschwung werde sich auch im kommenden Jahr fortsetzen, sagen Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.

„Die Arbeitslosigkeit geht auch 2011 ordentlich nach unten, aber nicht mehr in dem Tempo wie in diesem Jahr“, betonte DZ-Bank-Volkswirt Philipp Jäger. Im Jahresdurchschnitt erwarten die Fachleute 2011 eine Arbeitslosigkeit von rund drei Millionen; dies wären rund 250 000 bis 260 000 weniger Erwerbslose als in diesem Jahr. Im Spätherbst 2011 könnten die Arbeitslosenzahlen bis auf 2,7 Millionen rutschen, schätzt etwa Allianz-Volkswirt Rolf Schneider. Ob am Ende auch der Jahresdurchschnittswert die psychologisch wichtige Drei-Millionen-Marke unterschreite, sei dagegen noch unklar, lautet die einmütige Einschätzung der Fachleute.

Auf jeden Fall werde die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt 2011 weit weniger spektakulär verlaufen als im zu Ende gehenden Jahr, prognostiziert etwa Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld. „Die Rückgänge der Arbeitslosigkeit werden flacher ausfallen. In einzelnen Monaten kann es auch mal Rückschläge geben. Am grundsätzlich positiven Trend wird das aber nichts ändern“, schätzt der Arbeitsmarktexperte.

Unbelastet bleibe der deutsche Arbeitsmarkt vorerst von der Irland- und Griechenlandkrise. „Von der Finanzkrise sind wir ziemlich abgekoppelt“, urteilt etwa DZ-Bank-Vertreter Philipp Jäger. Im Grunde genommen profitiere Deutschland sogar davon: „Der schwächere Euro tut unserer exportorientierten Industrie gut.“ Dadurch verbilligten sich für ausländische Einkäufer deutsche Produkte. „Nur wenn sich die Situation extrem zuspitzen würde, wäre das auch für den deutschen Arbeitsmarkt spürbar“, sagt Jäger.

Unterschiedlich beurteilen die Volkswirte hingegen die Arbeitsmarktlage im November. Während einige von einem Anstieg der Erwerbslosenzahlen um rund 25 000 auf 2,97 Millionen ausgehen, rechnen andere mit einer Stagnation der Arbeitslosigkeit auf dem vergleichsweise niedrigen Oktober-Niveau von 2,945 Millionen. Die offiziellen Arbeitsmarktzahlen für November will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Dienstag (30. November) in Nürnberg bekanntgeben.

Nach Abzug frühwinterlicher Saisoneffekte rechnen hingegen alle von dpa befragten Fachleute für November mit einem Rückgang von rund 20 000. „Es bläst weiterhin ein starker konjunktureller Rückenwind“, begründet etwa Alexander Koch von der HypoVereinsbank seine Einschätzung. Das sieht auch sein Kollege Eckart Tuchtfeld so: „Die konjunkturelle Grunddynamik ist weiter intakt. Das schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder, wenn auch nicht mehr in Riesenschritten“.