Exportmächte stehen am Pranger

Die Top-Staaten wollen für alle Länder ein ausgewogenes Wachstum. Werte werden überprüft.

Washington. Sie sind seit Jahren Dauerbrenner auf den Treffen der Top-Mächte: Die globalen Ungleichgewichte, die als eine Ursache für Turbulenzen in der Weltwirtschaft gelten.

Der Grundkonflikt lautet: Eine Wirtschaftsmacht kurbelt seine Konjunktur zulasten anderer Regionen an — es entsteht eine gefährliche Diskrepanz zwischen Überschuss- und Defizitländern. Einzelne Länder sitzen auf riesigen Devisenreserven und geben das Geld im eigenen Land nicht aus, andere ächzen unter Rekordschulden. Eine gefährliche Gemengelage, aus der nach der jüngsten Krise der nächste Crash der Weltwirtschaft droht.

Exportländern wie Deutschland, China und Japan wird vorgehalten, einseitig auf hohe Überschüsse in Handel und Kapitalverkehr zu setzen und zu wenig für die heimische Nachfrage zu tun. China kurbelt seine Exporte mit einer niedrig gehaltenen Währung an. An Billigimporte aus China haben sich die konsumfreudigen Amerikaner gewöhnt. Die USA müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, lange auf ein Wachstum auf Pump gesetzt, gigantische Schulden und Defizite aufgetürmt und zu wenig exportiert zu haben.

Es soll künftig gegenseitige Bewertungen unter Aufsicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) geben. Im Februar 2011 verständigten sich die G20 in Paris dann auf Kriterien, um Ungleichgewichte zu messen. Dazu zählen Staatsschulden und Etatdefizite, Schieflagen beim Waren- und Kapitalverkehr sowie die Sparquote und Verschuldung im privaten Sektor.

Ja, durchaus. Allerdings nähern sich die G20-Lenker dem Ziel eher in Trippelschritten. Sie vereinbarten einen Fahrplan und Alarmschwellen, um Schieflagen zu erkennen und Ländern Maßnahmen zu empfehlen.

Schon wegen ihrer Bedeutung dürfte es die wichtigsten Volkswirtschaften treffen. Es war von sieben Ländern die Rede, die auf die Prüfliste kommen — ohne Namen zu nennen. Das dürften neben Deutschland die USA, Japan, China, Frankreich, Großbritannien und Indien sein.