Die Branche boomt Fachkräfte fehlen - Handwerk in NRW stößt immer härter an Grenzen

Düsseldorf · Die Betriebe in NRW stehen glänzend da, volle Auftragsbücher sind normal. Aber um weiter zu wachsen, fehlt es an Flächen und Fachkräften.

Die Kfz-Betriebe klagen über ein schwieriges Verkaufs- und Werkstattgeschäft, weil die Verbraucher wegen der Diskussion um die richtige Antriebstechnik Neuanschaffungen und Reparaturen hinauszögern.

Foto: Jens Büttner/dpa????

Eigentlich gibt es im Handwerk keinen Grund zum Jammern. Wie das jüngste Konjunkturgutachten der Handwerkskammer Düsseldorf zeigt, laufen die Geschäfte der meisten Betriebe seit nunmehr drei Jahren bestens. Und obwohl die Wirtschaft insgesamt an Dynamik verliert, spüren die Handwerksbetriene keine nachlassende Nachfrage. „Wir stehen in Summe weiterhin glänzend da“, sagte Kammerpräsident Andreas Ehlert am Montag in Düsseldorf.

Dennoch stößt die Branche immer härter an Grenzen. Ein wesentlicher Grund: der Mangel an gewerblich nutzbaren Grundstücken. „Die Flächennot gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe und erschwert Gründungen, auf die wir zur Steigerung der Innovationskraft und Sicherung der Arbeitsplätze dringend angewiesen sind“, betonte Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Kammer. „In einigen Städten gibt es faktisch keine verfügbaren Gewerbeflächen mehr.“

Sorgen bereitet dem Handwerk in der Region aber auch, dass die Betriebe in den Ballungszentren aus innerstädtischen Lagen herausgedrängt werden. „In den Kommunen steht der Wohnungsbau ganz oben auf der Liste. Das führt zu Nutzungskonflikten und bremst Betriebe aus, die sich am vorhandenen Standort erweitern wollen“, so Fuhrmann. Das einseitige Vorgehen der Kommunen widerspreche dem städtebaulichen Leitbild der kurzen Wege und schaffe noch größere Verkehrsbelastungen. Konkret kritisierte Fuhrmann dabei die Stadt Düsseldorf: „Handwerker fühlen sich dort als Unternehmer 2. Klasse, weil sie bei der Wirtschaftsförderung mit ihren Wünschen keinen Ansprechpartner finden.“

Forderung an Schwarz-Gelb: Grunderwerbsteuer senken

Als Bremse, die durchaus mögliches Wachstum verhindert, empfinden viele Betriebe den zunehmenden Mangel an Fachkräften. 35 Prozent der Firmen (fast doppelt so viele wie noch vor drei Jahren) haben unbesetzte Stellen. Immerhin gelang es in diesem Jahr jedem vierten Unternehmen, trotz der schwierigen Lage zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.

Dass sich die Branche intensiv um Nachwuchs bemüht, zeigen die Zahlen des Lehrstellenmarktes. Bis Ende September dieses Jahres konnten im Gebiet der Handwerkskammer Düsseldorf gut 7600 Ausbildungsverträge neu geschlossen werden, 0,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Seit bereits fünf Jahren gelingt es den Betrieben, mehr junge Menschen für die Ausbildung zu gewinnen.

An die schwarz-gelbe Landesregierung richtete Kammerpräsident Ehlert klare Forderungen: Die Grunderwerbsteuer von 6,5 Prozent sei nicht hinnehmbar. „Das ist ein echtes Problem für die Gründung und die Übernahme von Betrieben, und es ist ein echtes Hemmnis für den Wohnungsbau. Da muss etwas passieren“, so Ehlert.

Bei der Grundsteuer, die nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes wegen völlig veralteter Bemessungsgrundlagen bis Ende 2019 neu geregelt werden muss, lobte Ehlert die geplante Öffnungsklausel, die den Ländern Spielraum lässt. „Ich erwarte von der Landesregierung, dass sie nach dem Vorbild von Bayern eine eigene, einfache Lösung auf dem Weg bringt.“ Bayern will ein Modell, bei dem sich die Steuerhöhe pauschal an der Fläche orientiert. Dieser Weg gilt als unbürokratisch, aber wird auch als ungerecht kritisiert, weil der Wert der Immobilie bei der Steuerberechnung keine Rolle spielt.