Fachkräftemangel drängender als Digitalisierung
Henning Rehbaum, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sieht den Kurs von Minister Pinkwart (FDP) kritisch.
Düsseldorf. Von großem Entwicklungspotenzial ist die Rede, wenn die Sprache auf die bisher teils zögerlich angenommene Zukunftsaufgabe Digitalisierung der Unternehmen in NRW kommt. Vielleicht muss man eher von Überforderung sprechen: In vielen Branchen drücke der Schuh ganz woanders, verrückt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Henning Rehbaum, die Perspektive: „Die Unternehmer haben den Kopf nicht frei dafür“, sagte er dieser Zeitung.
Denn viel drängender sei der inzwischen im Alltag bei Bahnen oder Handwerkern spürbare Fachkräftemangel. In Rehbaums Augen ist es „das wohl gravierendste Wachstumshemmnis“. Diese konkrete Not vieler Unternehmer dürfe nicht verdrängt werden.
Der CDU-Politiker zielt damit auch auf die von Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) verfolgte Linie, der Digitalisierung und Start-ups zu politischen Schwerpunkten erklärt hat. Dass einzelne Branchen massive Personalsorgen haben, führt Rehbaum auf „prekäre Berufsbilder“ zurück: Weil der Wettbewerb die Löhne unter Druck setzt, fehlt es an Bewerbern. Besonders betroffen seien das Sicherheitsgewerbe, die Logistikbranche, Busunternehmen und nicht zuletzt die Landwirtschaft.
Löhne knapp über dem Mindestlohn führten dazu, dass Hunderttausende Vollzeitbeschäftigte später nur Niedrig-renten beziehen. „Hier ticken volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Zeitbomben“, warnt Rehbaum. Zahlreiche unbesetzte Stellen deuten für ihn „auf ein Versagen marktwirtschaftlicher Mechanismen“.
Der CDU-Wirtschaftsexperte fordert als kurzfristige Lösung vereinfachte Wege, um integrierte und eingearbeitete Flüchtlinge in den Betrieben zu halten. Die Firmen bräuchten „zügig ein brauchbares Fachkräftezuwanderungsgesetz“. Seine Hinweise will er auch als Impuls für den NRW-Mittelstandstag des CDU-Wirtschaftsflügels an diesem Samstag in Paderborn verstanden wissen.