Fed „derzeit“ nicht zu Konjunkturmaßnahmen bereit

Washington (dpa) - US-Notenbankchef Ben Bernanke hat die Bereitschaft der Federal Reserve relativiert, abermals der schwächelnden Konjunktur unter die Arme zu greifen. Die Zentralbank sei „zum jetzigen Punkt“ nicht für weitere Maßnahmen vorbereitet.

Das sagte Bernanke am Donnerstag vor einem Kongressausschuss. Am Vortag hatte der Zentralbankchef noch vor einem anderen Ausschuss erklärt, man müsse „alle Optionen auf dem Tisch lassen“. Der Kurs der Wirtschaft sei unklar, sie brauche noch „eine Menge Unterstützung“. Das wurde als Bereitschaft der Federal Reserve interpretiert, notfalls abermals die Notenpresse anzuwerfen.

Ben Bernanke begründete seine derzeitige Zurückhaltung auch mit der Entwicklung der Inflation, die inzwischen „höher“ und „näher“ am informellen Zielbereich der Zentralbank sei. „Die Situation ist komplexer“, sagte er am Donnerstag vor dem Bankenausschuss des Senats. „Wir sind unsicher, wie sich die Wirtschaft auf kurze Sicht entwickelt.“ Er zog überdies die Wirkung eines dritten, milliardenschweren Programm zum Ankauf von Anleihen in Zweifel.

Die Fed hat bereits zwei solcher Programme - im Fachjargon „Quantitative Lockerung“ oder „Quantitative Easing“ - durchgeführt. Das jüngste in Höhe von 600 Milliarden Dollar lief im Juni aus. Damit sollten langfristige Zinsen gesenkt und die von Finanz- und Wirtschaftskrise gerupften Amerikaner zum Konsum verleitet werden. Vor allem ging es der Fed auch darum, die Gefahr einer hochriskanten Deflation, eines Preisverfalls auf breiter Front, abzuwenden.

Vor dem Senatsausschuss warnte Bernanke zudem davor, angesichts der noch immer schwachen Konjunktur das Defizit zu schnell und zu massiv zurückzufahren. „Auf sehr kurze Sicht steht die Erholung noch auf schwachen Beinen“, betonte der Zentralbankchef.

Bernanke hatte zuvor erklärt, er gehe davon aus, dass sich die US-Wirtschaft in den nächsten Quartalen erholen wird. Die Stützungsmaßnahmen der Notenbank dürften sich dann positiv auf die Konjunktur in den USA auswirken. Dies dürfte sich im Arbeitsplatzaufbau niederschlagen. Es sei daher auch möglich, dass die Wirtschaft weniger an geldpolitischer Unterstützung durch die Notenbank brauche. Die Notenbank habe jedoch genügend Munition, um im Notfall erneut stützend einzugreifen.