Ferrostaal baut radikal um
Essen (dpa) - Der von einer Korruptionsaffäre erschütterte Industriedienstleister Ferrostaal steht vor einem massiven Umbau. Ein entsprechender Bericht des „Handelsblatts“ (Donnerstag) wurde der dpa aus Konzernkreisen bestätigt.
Ferrostaal werde 400 bis 500 seiner 4400 Stellen einsparen.
Die Stellen würden im Laufe des kommenden Jahres je zur Hälfte im In- und Ausland abgebaut, hieß es. Gespräche mit dem Betriebsrat über sozialverträgliche Lösungen liefen, betriebsbedingte Kündigungen würden weitestgehend vermieden.
Das Sparkonzept sieht Kostensenkungen von 50 Millionen Euro vor, die über Personalabbau und Sachkosten erwirtschaftet werden sollen. Nach der strategischen Neuausrichtungen fokussiere sich das Unternehmen mit bisher 20 Geschäftsbereichen künftig auf nur noch 8 Felder.
Mit den Managern der betroffenen Bereiche wolle Vorstandschef Jan Secher ausloten, ob diese verkauft, geschlossen oder mit anderen Bereichen zusammengeführt werden. Der Aufsichtsrat habe auf einer Sitzung am vergangenen Sonntag und Montag das neue Konzept einstimmig gebilligt.
Zur Disposition stehen demnach große Teile des Rüstungsgeschäfts sowie einige Handelsaktivitäten. An Gewicht gewinnen solle das Projektgeschäft, dessen Anteil am Gesamtumsatz von 60 auf 75 Prozent steigen soll. Auch bei Finanzierungsdienstleistungen für Großprojekte werde Ferrostaal wachsen.
Ferrostaal bleibe aber auch künftig in Ländern wie Lateinamerika und Nordafrika aktiv, die als korruptionsanfällig gelten, hieß es aus den Kreisen. Das Unternehmen hatte seit dem Sommer scharfe Anti- Korruptionsregeln eingeführt.
Mit der Neuausrichtung zieht die Ferrostaal-Führung Konsequenzen aus den massiven Schmiergeldvorwürfen. Über Jahre hinweg sollen Manager der Firmen beim Verkauf von U-Booten und Überwasserschiffen mit Zahlungen nachgeholfen haben. Internen Untersuchungen zufolge gehe es um einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Die Staatsanwaltschaft München werde ihre Ermittlungen gegen Ferrostaal voraussichtlich in diesem Jahr abschließen. Das Bußgeld werde Kreisen zufolge bei knapp 200 Millionen Euro liegen, schreibt das Blatt.
Damit werde der Weg für eine Komplettübernahme des Unternehmens durch den arabischen Staatsfonds IPIC frei. Dieser hält 70 Prozent an dem Unternehmen, die frühere Muttergesellschaft MAN den Rest. Sie wird dem Bericht zufolge für die finanziellen Folgen der Schmiergeldaffäre geradestehen müssen.
Das Unternehmen hatte 2008 rund 1,6 Milliarden Euro umgesetzt und 167 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (EBIT) erwirtschaftet. Neuere Zahlen wurden auch angesichts des Korruptionsskandals bisher nicht genannt.