Finanzkrise: China als Retter in der Not?
Das Land verspricht mehr Investitionen in EU-Ländern — ein Tauschgeschäft.
Peking. „China hat das ganze Geld.“ Robert Greenhill, Geschäftsführer des Weltwirtschaftsforums, wundert sich nicht, dass der chinesische Banker Ma Weihua in Dalian ein gefragter Mann ist.
Der Präsident der „China Merchants Bank“ war am Mittwoch zum Auftakt des „Sommer-Davos“ in der nordostchinesischen Hafenstadt umlagert von Journalisten. Alle wollten wissen, was Chinas Finanzwelt davon hält, dass Regierungschef Wen Jiabao kurz zuvor im Plenum den Europäern mehr Investitionen versprochen hat, um eine Ausbreitung der Schuldenkrise in Europa zu verhindern.
Es klingt wie „Retter in der Not“. Nur wie sollen verstärkte Investitionen nach Europa fließen? In Staatsanleihen oder in Unternehmen?
Der Banker gibt sich skeptisch. Es wäre zwar gut, die weltgrößten Devisenreserven Chinas in Höhe von 3,2 Billionen US-Dollar (2,3 Billionen Euro) breiter gestreut anzulegen. Doch bei Investitionen im Ausland oder einer größeren Internationalisierung chinesischer Unternehmen ist er wenig zuversichtlich.
„Um diese Politik umzusetzen, muss noch viel getan werden.“ Chinesische Firmen und Banken müssten auch ihr Management verbessern, um international überhaupt wettbewerbsfähig zu sein.
Der Chef der sechstgrößten Bank Chinas hat Premier Wen Jiabao ohnehin etwas anders verstanden: So sollten die Chinesen vor allem ihr eigenes Haus in Ordnung bringen. „Unser Wachstum ist schon ein großer Beitrag zur Weltwirtschaft.“
Vage war auch Wen Jiabao zuvor bei seiner Zusage vor den Teilnehmern des Weltwirtschaftsforums geblieben, den Europäern eine „helfende Hand auszustrecken“. Der chinesische Staatsfonds hat seine Milliarden alle angelegt.
Und der Kauf von Anleihen europäischer Staaten ist Normalität und nicht uneigennützig. China sammelt durch seinen großen Handelsüberschuss mit Europa viele Milliarden an Euros an, die in Eurobonds investiert werden.
China kann politisches Kapital aus der Wahrnehmung als „weißer Ritter“ schlagen. So allgemein Wen Jiabao das Hilfeversprechen fasste, so konkret stellte er seine Bedingungen. Er setzt die Europäer unter Druck, China als volle Marktwirtschaft anzuerkennen, was Schutz in Handelsstreitigkeiten gewährt. Ihm schwebt eine Art „Termingeschäft“ vor: So sollte es bis zum EU-China-Gipfel am 25. Oktober in Tianjin einen „Durchbruch“ geben.