Friseurkette: Weniger Gewinn durch Mindestlohn
Düsseldorf/Berlin (dpa) - Die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns ab 2015 wird nach Einschätzung von Unternehmen und Verbänden die Arbeitskosten erhöhen und die Gewinne schrumpfen lassen.
Die börsennotierte Friseurkette Essanelle erwartet einem Zeitungsbericht zufolge deutliche Ertragseinbußen, wenn eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde greift. Schon jetzt zeigten sich die Auswirkungen von Lohnerhöhungen, die in den vergangenen Monaten durch branchenweite Untergrenzen notwendig geworden seien, sagte Vorstandschef Achim Mansen der „Welt am Sonntag“.
„Wir gehen von rund einer Million Euro Gewinn weniger im laufenden Geschäftsjahr aus“, sagte Mansen dem Blatt. In 170 seiner rund 680 Salons habe das Unternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf die Löhne um bis zu 30 Prozent anheben müssen. 2012 verdiente der Konzern laut dem Bericht unterm Strich knapp vier Millionen Euro bei einem Umsatz von 126,5 Millionen Euro. Mansen sagte, er hoffe darauf, dass seiner Branche wie von der Bundesregierung angekündigt eine Übergangsfrist bis Anfang 2017 eingeräumt werde.
Essanelle habe die höheren Lohnkosten teilweise in Form höherer Preise an die Kunden weitergegeben. Zwar seien weniger Kunden weggeblieben als befürchtet - doch ob dies bei weiteren Preiserhöhungsrunden so bleibe, sei ungewiss.
Auch der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) warnte vor den möglichen Folgen des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro. Dadurch könnten Zusatzkosten von 225 Millionen Euro auf die Branche zukommen, berichtet das Magazin „Focus“ unter Berufung auf einen Brief des BDZV an mehrere Bundesminister. „Die Nebentätigkeiten von etwa 16 000 Zustellern wären betroffen und gefährdet“, heißt es darin. Zahlreiche Zusteller seien Minijobber oder Hartz-IV-Empfänger.
Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, forderte von der Bundesregierung eine Korrektur der Mindestlohn-Pläne. Ein gesetzlicher Mindestlohn dürfe nur an Arbeitnehmer mit abgeschlossener Ausbildung gezahlt werden, sagte er der „Wirtschaftswoche“: „Es darf nicht passieren, dass ungelernte Jugendliche lieber Aushilfsjobs für dann ziemlich anständige 8,50 Euro pro Stunde übernehmen, statt sich ausbilden zu lassen.“