„Grexit“-Ängste schicken deutsche Aktien auf Talfahrt
Frankfurt/Main (dpa) - Die Das Schreckgespenst eines Griechenland-Austritts aus der Eurozone hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Montag merklich verunsichert. Der Kurs des Euro fiel auf ein Neunjahrestief.
wieder hochgekochte Diskussion über ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone hat dem deutschen Aktienmarkt den Wochenauftakt gewaltig verhagelt. Zusätzlich belastete die fortgesetzte Talfahrt der Ölpreise die Stimmung. Der Dax verbuchte mit einem Minus von 2,99 Prozent auf 9473,16 Punkte den größten Tagesverlust seit Anfang März 2014. Der MDax als Index der mittelgroßen Konzerne gab am Montag um 1,40 Prozent auf 16 714,35 Punkte nach und der Technologiewerte-Index TecDax büßte 0,67 Prozent auf 1372,80 Punkte ein.
Europaweit war das Bild ebenfalls trüb. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50, verlor 3,70 Prozent auf 3023,14 Punkte. Auch der Londoner FTSE 100 und der Cac 40 in Paris gaben deutlich nach. An der Wall Street stand der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum Xetra-Schluss hierzulande mehr als ein Prozent tiefer.
Sollte das eurokritische Linksbündnis Syriza in Griechenland die Neuwahlen Ende Januar für sich entscheiden, zeichnen sich harte Verhandlungen zwischen Athen und seinen Geldgebern ab. Ein Scheitern könnte dazu führen, dass Griechenland den Währungsverbund verlässt. Die wachsenden Ängste vor solch einem „Grexit“ könnten ein erhebliches Risiko für die Konjunktur in der Eurozone darstellen, schrieb Jonathan Loynes, Chefvolkswirt für Europa beim Analysehaus Capital Economics in einer Studie. Auch die letzte Krise der Eurozone habe mit einem isolierten Problem in Griechenland begonnen und sich dann auf andere Länder ausgebreitet.
Hinzu kommt der scheinbar unaufhaltsame Preisverfall bei Rohöl, der einem Händler zufolge für einige Verunsicherung am Markt sorgt. Der Ölpreisrutsch schlägt sich stark auf die Inflation nieder und lässt dem Börsianer zufolge wieder das Deflationsgespenst über das Parkett spuken. Vor diesem Hintergrund half es dem Aktienmarkt auch nicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) wegen der schwachen Konjunktur und der niedrigen Inflation noch im Januar in den massenhaften Ankauf von privaten und staatlichen Wertpapieren einsteigen könnte.
Die konjunktursensiblen Autowerte zählten europaweit zu den größten Verlierern. So drückten Sorgen um eine Absatzschwäche auf dem wichtigen chinesischen Markt die Papiere von BMW mehr als drei Prozent ins Minus. Schlusslicht im Dax waren die Aktien des Chemiekonzerns Lanxess, die nach einem Analystenkommentar um 6,57 Prozent absackten.
Die Titel der Deutschen Börse fielen nach positiv aufgenommenen Handelszahlen für den Dezember lediglich um 0,20 Prozent. An der Dax-Spitze stiegen die als defensiv geltenden Anteilsscheine des Dialysespezialisten FMC um 0,79 Prozent.
Die unsichere Lage in Griechenland sowie die Aussicht auf eine noch lockerere Geldpolitik der EZB belasteten auch den Kurs des Euro. Dieser rutschte unter 1,19 US-Dollar und fiel vorübergehend auf den tiefsten Stand seit fast neun Jahren. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1919 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1915 (Freitag: 1,2043) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8393 (0,8304) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,48 Prozent am Freitag auf 0,45 Prozent. Der Rentenindex Rex büßte 0,06 Prozent auf 139,77 Punkte ein. Für den Bund-Future ging es um 0,15 Prozent auf 156,26 Punkte nach unten.