Griechen unter Spar-Schock
Die harten Einschnitte der Regierung treffen die Bevölkerung. Die Gewerkschaften rüsten für große Streiks.
Athen. "Das, was wir heute erleben, werden wir unseren Enkelkindern noch erzählen. Es ist ein historischer Moment", kommentiert am Sonntagmorgen ein Radiomoderator. Millionen Griechen sitzen vor den Fernsehern oder hören gespannt Radio.
Und dann erscheint der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou in der Runde seines Ministerrates: "Oberstes Gebot ist die Rettung des Vaterlandes", sagt er gleich am Anfang. Sichtlich gestresst fügt er hinzu, er werde die "Schwächeren schützen" und im Kampf um die Rettung des Landes vor dem Bankrott "ganz vorne stehen".
"Wir haben einen Teil unserer Souveränität abgegeben", resümiert ein pensionierter Lehrer im Athener Stadtteil Vyron. Übereinstimmend kommentieren die Griechen: "Das wird jetzt wehtun." Viele schlagen die Hände über dem Kopf zusammen angesichts der Details, die sie von Finanzminister Giorgos Papakonstantinou zu hören bekommen.
Acht Prozent weniger Lohn für die Staatsbediensteten. Im März hatten sie schon sieben Prozent verloren. Wer mehr als 3.000 Euro brutto verdient, kann das 13. und 14. Monatsgehalt vergessen. Die anderen werden eine Art Weihnachtsgeschenk von 500 Euro bekommen. Die Rentner nur 400 Euro.
"Taverne und Urlaub adieu. Jetzt gibt es Ferien nur noch bei Oma im Dorf. Wenn das Geld für die Fahrt dorthin reicht", sagt ein junger Architekt. Die Liste der Einsparungen hat kein Ende: Zehn Prozent mehr indirekte Steuern für Tabak, Spirituosen und Treibstoffe. Die dritte Erhöhung seit Jahresbeginn.
Auch das Rentenalter soll erheblich angehoben werden - um wie viel, soll erst noch bekanntgegeben werden. Die bislang geltende Faustregel - wer 37 Jahre gearbeitet hat, kann mit 58 in Rente gehen - wird nicht mehr gelten. Die Rede ist von mindestens 40Jahren Arbeit als Grundvoraussetzung für eine Rente.
Luxusautos sollen besteuert, Immobiliensteuern erhöht werden. Wie viel? Selbst Finanzminister Papakonstantinou scheint schockiert zu sein. "Ich muss jetzt schnell weg. Ich muss nach Brüssel fliegen", sagt er vor Dutzenden Journalisten, die mit erhobener Hand mehr wissen wollen.
Ob Griechenland gerettet werden kann, das bleibt an diesem für das Land historischen 2. Mai 2010 unklar. Denn die Gewerkschaften machen schon mobil. Ab Montag wollen die Beschäftigten der Müllabfuhr streiken. Am Mittwoch kommt es dann zu einer neuen großen Kraftprobe: Die Gewerkschaften wollen das Land mit umfangreichen Streiks im Bereich Staat und Verkehr lahmlegen.