Staatsbankrott: Die Griechen und der Domino-Effekt
Die Finanzprobleme in Athen halten ganz Europa in Atem. Auch andere Länder müssen zittern.
Brüssel. Warum die Finanzprobleme in Athen ganz Europa in Atem halten - neun Fragen, neun Antworten.
Immer mehr Investoren sind misstrauisch, ob es Griechenland gelingt, seine Finanzen in Ordnung zu bringen. In dieser nervösen Stimmung sorgt jede schlechte Meldung für helle Aufregung. Etwa, wenn eine Ratingagentur Griechenland eine schlechtere Schulnote im Fach finanzielle Solidität erteilt. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat Griechen-Schuldpapiere auf Ramschstatus abgewertet.
Weil die Angst vor einem Domino-Effekt umgeht. Längst müssen auch Länder, die in ihren Statistiken nicht geschummelt haben, fürchten, dass sie demnächst Wucherzinsen zahlen müssen, um sich Geld für den Schuldendienst zu verschaffen.
Portugal steht unter dem größten Druck, nachdem es ebenfalls eine schlechtere Ratingnote erhalten hat und mit mehr als neun Prozent Defizit kämpft. Wenn sich die Regierung heute neue Milliarden besorgen wollte, müsste sie für Zehn-Jahres-Papiere bereits fast sechs Prozent zahlen. Der Risikoaufschlag hat sich damit in der jüngsten Vergangenheit verdoppelt.
Kritisch beäugt werden die "PIGS" - Portugal, Irland, Griechenland und Spanien. Irland wegen eines Defizits von mehr als 14 Prozent, Spanien, weil das Minus mit elf Prozent ebenfalls hoch ist und die Arbeitslosigkeit bei mehr als 20 Prozent liegt. Am Mittwoch senkte Standard & Poor’s die Bewertung für Spanien. Aber auch Italien (wegen seines Schuldenbergs) und Großbritannien (elf Prozent Defizit) müssen aufpassen.
Die Euro-Regierungen haben vereinbart, dass sie mit dem Internationalen Währungsfonds Griechenland beispringen wollen. Geplant ist für dieses Jahr ein Paket von 15 Milliarden aus Mitteln des Währungsfonds und 30 Milliarden aus den Kassen der Euro-Staaten. Auf Deutschland würden gut acht Milliarden der Euro-Tranche entfallen.
Das ist schwer zu sagen. Angeblich plant die Bundesregierung mit zusätzlichen Mitteln. Andererseits liegt der Finanzbedarf der Griechen dem Vernehmen nach in den nächsten zwölf Monaten bei 40 Milliarden Euro. So müsste das Geld selbst dann reichen, wenn die Griechen keinen Cent mehr von privaten Geldgebern erhielten.
Wahrscheinlich nein. Ohne Hilfe der Euro-Partner könnte Griechenland seine Schulden wohl nicht mehr bedienen. Die Geldgeber müssten Teile ihrer Forderungen abschreiben. Also auch die deutschen Banken, die dort mehr als 40 Milliarden im Feuer haben. Da viele Banken - wie die verstaatlichte HRE, die teilverstaatlichte Commerzbank oder die Landesbanken - dadurch aber wieder selbst ins Trudeln kämen, müsste sie der Steuerzahler stützen.
Das ist noch nicht raus. In Berlin wurde am Mittwoch über Möglichkeiten beraten, die Gläubiger mit in die Verantwortung zu ziehen. Die Berliner Fraktionen fordern eine Umschuldung - einen Abschlag auf die Summe, die an die Gläubiger zurückgezahlt werden muss. Wer 100 Euro geliehen hat, soll nur 70 Euro zurückbekommen. Die Bundesregierung und andere EU-Staaten sind bisher dagegen.
Eine Kürzung der Schulden würde Griechenland auf einen Schlag deutlich entlasten. Andererseits würde es für Athen noch schwieriger, sich demnächst frisches Geld zu besorgen.