Finanzen: Europa soll die Griechen retten
Die Regierung in Athen hat die EU und den IWF um Hilfe gebeten. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
<h3>Was ist passiert?
Die griechische Regierung den Versuch aufgegeben, sich aus eigener Kraft finanziell über Wasser zu halten. Denn trotz vieler Sparversprechen der Griechen und trotz der Beistandsgarantien ihrer Euro-Nachbarn haben die Investoren dem Land zuletzt nur noch gegen sehr hohe Zinsen Geld geliehen. Deshalb hat der griechische Finanzminister George Papaconstantinou gestern Mittag offiziell die Euro-Länder und den Internationalen Währungsfonds um Hilfe gerufen.
Nein. Die Zinsen und Tilgungen machen sogar einen kleineren Teil der Staatsausgaben aus als vor dem Beitritt in die Währungsunion. Aber weil Griechenland als unsicherer Kantonist gilt, ist es für das Land teuer geworden, sich neues Geld zu beschaffen, um alte Schulden zu bezahlen.
Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank müssen überprüfen, dass es sich um eine echte Notlage handelt. Das werden sie wohl sehr bald bestätigen. Danach muss einerseits die Chefetage des Internationalen Währungsfonds, also der weltweiten Finanzfeuerwehr, zustimmen. Zugleich müssen die 16Euro-Länder einen einstimmigen Beschluss fassen.
Erst einmal muss der Internationale Währungsfonds mit den Griechen klar darüber werden, welche schmerzhaften Spar-Einschnitte sie machen müssen. Das wird wohl noch ein paar Tage brauchen. Erst dann gibt es den Segen des IWF - und erst dann können die Griechen auf finanzielle Hilfe sowohl vom Währungsfonds als auch von den Euro-Partnern hoffen.
Das ist noch unklar. Die Euro-Länder stellen der Regierung in diesem Jahr maximal 30 Milliarden Euro in Aussicht, der Währungsfonds noch einmal 15 Milliarden. Aber es gibt gute Gründe, dass die Griechen nicht nach der ganzen Summe greifen.
Dieses Jahr höchstens 8,4 Milliarden Euro, denn das entspricht dem Anteil Deutschlands an den Finanztöpfen der Währungsunion. Allerdings kann die Summe später steigen, falls die Probleme anhalten und Griechenland nächstes Jahr eine zweite Tranche anfordert.
Nein. Das Geld ist nur geliehen. Es muss von den Griechen zurückgezahlt werden - und zwar verzinst. Im günstigsten Fall machen die Bundesbürger sogar ein Geschäft. Im schlechten Falle allerdings wird Griechenland tatsächlich zahlungsunfähig und das Geld ist verloren.
Nicht so hoch, wie sie jetzt von den Investoren und Spekulanten gefordert werden. Aber gleichzeitig höher als der Durchschnittssatz, zu dem sich in Europa Banken untereinander Geld leihen. Der Währungsfonds hat eine spezielle Formel, die auf den aktuellen Marktzins noch Gebühren und Risikoprämien addiert.
Bis spätestens zum 19.Mai muss sich das Land mehr als zwölf Milliarden Euro beschaffen. Bis Mitte nächsten Monats hofft die Regierung in Athen daher auf die ersten Überweisungen.
Genau damit wird sich demnächst wohl das Bundesverfassungsgericht befassen. Denn einige Ökonomen haben bereits angekündigt, gegen die Hilfe zu klagen, weil sie der Meinung sind, dass sie ganz klar gegen den Haftungsausschluss in der Euro-Zone (Niemand darf für einen Euro-Partner haften) verstößt. Die Bundesregierung hält dagegen, dass es nicht um die Rettung Griechenlands geht, sondern um die Rettung des Euro. Und dass diese Maßnahmen erlaubt sind, weil sie das letzte Mittel sind, um größeren Schaden von Deutschland zu wenden.