Hauptversammlung: Bayer-Chef nimmt Abschied
Werner Wenning legte Aktionären noch einmal gute Zahlen vor.
Köln. 44 Jahre lang hat Werner Wenning (63) für den Bayer-Konzern gearbeitet - in fünf Monaten ist Schluss: Auf der Hauptversammlung in Köln verabschiedete sich der Manager am Freitag von den Aktionären.
Am 1.Oktober übergibt Wenning, der 2002 an die Spitze des Unternehmens gerückt war, an den Niederländer mit US-Pass, Marijn Dekkers (52).
Das ist zugleich das Ende einer langen Bayer-Tradition: Erstmals kommt der Vorstandschef nicht mehr aus dem eigenen Unternehmen.
"Bayer hat unter Ihrer Führung ein neues Gesicht bekommen", sagte Aufsichtsratschef Manfred Schneider über Wenning und spielte auf die strategische Neuausrichtung in den vergangenen Jahren an.
Der Verkauf der traditionsreichen Chemieaktivitäten, die heute als Lanxess reüssieren, und die Stärkung der Gesundheitssparte durch den Zukauf des Pharmaunternehmens Schering sind nur zwei Beispiele. Insgesamt wurde bei Bayer während der Amtszeit von Wenning durch Zu- und Verkäufe ein Transaktionsvolumen von 43 Milliarden Euro bewegt.
Auch viele Aktionärsvertreter sind voll des Lobes. "Sie sind bodenständig, Sie sind nicht abgehoben und haben den Kontakt zu den Aktionären nicht verloren", sagt ein Kleinaktionär über den scheidenden Vorstandschef. Andere wollen 63-jährigen Wenning möglichst schnell im Aufsichtsrat wiedersehen.
Kritik an Wenning bzw. an Bayer kommt aber von anderer Seite, aus der Bevölkerung: Eine Kohlenmonoxid-Pipeline zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen brachte Anwohner und Bayer-Kritiker auf die Palme. Die Betroffenen fürchten um ihre Sicherheit. Über die Pipeline, die inzwischen fast fertig gebaut ist, muss noch das Verwaltungsgericht Düsseldorf abschließend entscheiden.
Wenning hinterlässt seinem Nachfolger Dekkers ein Unternehmen, das nach der Wirtschaftskrise wieder an Fahrt gewonnen hat. Ins erste Quartal ist Bayer mit einem Plus beim Nettogewinn um mehr als 63 Prozent auf 700 Millionen Euro gestartet. Der Umsatz erhöhte sich um 5,3 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro. Und Wenning gibt seinem Nachfolger den Takt vor: Fünf Prozent Umsatzwachstum jährlich bis 2012, verspricht er den Aktionären, und einen Anstieg des um Sondereinflüsse bereinigten Ergebnisses auf acht Milliarden Euro.