Griechenland-Zitterpartie enttäuscht Finanzmärkte
Frankfurt/Main (dpa) - Die Finanzmärkte haben auf die Verschiebung frischer Griechenland-Hilfen enttäuscht reagiert. Die Börsen in Europa starteten am Montag mit Kursverlusten. Der Euro rutschte ab.
Banken- und Versicherungswerte gehörten mit zu den größten Verlierern.
Die Eurofinanzminister hatten bei ihren Krisenberatungen am Montagmorgen eine Entscheidung über dringend benötigte Milliardenkredite für Griechenland vorerst aufgeschoben. Endgültige Entscheidungen über ein weiteres Rettungspaket sollen erst Anfang Juli fallen, zunächst müsse das Parlament in Athen Beschlüsse zu zusätzlichen Spar- und Reformpaketen fassen.
Die Griechenland-Lösung auf die lange Bank zu schieben, verunsichere die Märkte, kritisierten Analysten. Dies sei „ein Spiel mit dem Feuer“ angesichts der fehlenden Unterstützung des Sparprogramms durch die griechische Opposition, hieß es in einem Kommentar.
Der Euro gab zum US-Dollar knapp einen Cent nach und sank zeitweise unter die Marke von 1,42 Dollar. Der Schweizer Franken als „sicherer Hafen“ profitierte hingegen und legte insbesondere zum Euro deutlich zu. Im Gegenzug sank der Euro zum Franken im Tief auf 1,2015 Euro. Die Euro-Finanzminister hatten sich in der Nacht zum Montag in Luxemburg zwar grundsätzlich auf eine Einbindung privater Gläubiger in die Rettung Griechenlands verständigt. Details sollen aber erst Mitte Juli festgelegt werden.
Spürbar war die Enttäuschung auch am Markt für griechische Staatsanleihen. Dort legten die Risikoaufschläge deutlich zu, vor allem in den kurzen Laufzeiten. Die Rendite zweijähriger Staatstitel stieg im Vormittagshandel um über einen halben Prozentpunkte auf 25,7 Prozent. Auch im ebenfalls finanzschwachen Portugal legten die Renditen merklich zu. In Spanien und Italien hielten sich die Ausschläge indes in Grenzen.
Deutsche Staatsanleihen als „Hort der Sicherheit“ profitierten hingegen. Dort legten die Kurse spürbar zu, im Gegenzug sanken die Renditen.
Die Aktienmärkte reagierten negativ. Der deutsche Leitindex Dax lag am Vormittag mit 1,26 Prozent im Minus bei 7073 Punkten. Finanzwerte wie Deutsche Bank, Allianz und Commerzbank zählten von mehr als ein Prozent zu den größten Verlierern im Dax. „Die Aktienmärkte mögen keine Unsicherheit“, sagte ein Analyst.
Commerzbank-Analysten sprachen mit Blick auf die ausbleibenden Ergebnisse des Euro-Finanzministertreffens von „dünner Kost“. Wer nach der Annäherung vom vergangenen Freitag zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy gedacht habe, nun werde es schnelle Fortschritte bei der Griechenland-Rettung geben, sei gründlich enttäuscht worden.
Auch an den Rohstoffmärkten zeigten sich spürbare Reaktionen, insbesondere am Ölmarkt. Die Ölpreise quittierten die verschobene Lösung mit Verlusten um knapp eineinhalb Dollar. Eine Zuspitzung der Krise könnte zu einem Abflauen der Weltwirtschaft und zu einer geringeren Nachfrage nach Rohöl führen. Zudem hätten auch eine Reihe von überraschend schwachen Konjunkturdaten aus den USA die Sorge vor einer sinkenden Nachfrage an den Ölmärkten geschürt, erklärten Händler.