Große Autozulieferer rechnen mit Abkühlung
Frankfurt/Stuttgart (dpa) - Große Autozulieferer rechnen mit einer Eintrübung der Konjunktur. Anlass für Panik sei das aber nicht, sagt Bosch-Chef Franz Fehrenbach. Vor allem beim Elektroauto treiben die Zulieferer ihre Pläne mit Schwung voran.
Die konjunkturelle Dynamik habe ihren Höhepunkt überschritten, sagte Fehrenbach am Dienstag auf der Automesse IAA in Frankfurt. „Das ist aber noch kein Abbrechen der Konjunktur, schon gar nicht Anlass für panische Bremsaktionen - jedoch zur erhöhten Wachsamkeit.“ Continental-Vorstandschef Elmar Degenhart beurteilte die Lage ähnlich: „Wir rechnen für 2012 mit einer Abkühlung, aber nicht mit einer schweren Rezession.“
Dafür sieht auch ZF-Chef Hans-Georg Härter keine Hinweise. „Wir haben derzeit keinerlei Anzeichen, dass die Automobilkonjunktur unter Druck gerät.“ Fehrenbach betonte: „Zwar wird die Konsolidierung der Staatsfinanzen in den überschuldeten Industrieländern das Wachstum nochmals dämpfen - und auch in den Schwellenländern hat die Expansion der Automärkte zuletzt etwas nachgelassen. Doch wird sich dort der Aufholprozess übers Jahr hinaus fortsetzen.“
Fehrenbach rechnet für 2011 zwar mit einem verlangsamten Wachstum. Mit mehr als 50 Milliarden Euro peilt der Branchenprimus dennoch weiter den höchsten Umsatz seiner 125-jährigen Geschichte an. In ihrer wichtigsten Sparte Kraftfahrzeugtechnik wollen die Stuttgarter in diesem Jahr erstmals die Schwelle von 30 (2010: 28,1) Milliarden Euro überspringen. Die Zahl der Mitarbeiter soll bis zum Jahresende in diesem Segment auf rund 177 000 zulegen (Ende 2010: 167 000). Konzernweit soll die Belegschaft um 15 000 auf rund 300 000 Menschen wachsen.
„Die Automobilindustrie steht vor einer Vielzahl von Richtungsentscheidungen“, sagte Fehrenbach. „Kurzfristig tun wir gut daran, uns auf die Volatilität der Konjunktur flexibel einzustellen. Langfristig aber müssen wir die großen Innovationsprojekte der Branche konsequent mitgestalten.“ Sein Geld verdient das Unternehmen zwar weiter vor allem mit Teilen für Diesel- und Benziner-Motoren, die Elektromobilität wird aber immer wichtiger.
Auch Continental setzt neben der Entwicklung verbrauchssenkender Reifen auf den Bau neuer Komponenten für die E-Mobilität. So startete der Konzern zur IAA die Serienfertigung eines Antriebs für ein Elektroauto, der ohne Bauteile aus teuren Metallen - sogenannten Seltenen Erden - auskommt. Der größte europäische Reifenhersteller bekräftigte seine Ziele für 2011. Der Umsatz werde um mindestens 10 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro zulegen.
ZF-Chef Härter schraubte die Erwartungen für 2011 sogar nach oben und will seine Belegschaft weiter aufstocken. Der Umsatz werde trotz der Unsicherheiten auf den internationalen Finanzmärkten deutlich auf rund 15 Milliarden Euro zulegen, sagte der Manager. Im April war er noch von einem Plus von rund zehn Prozent ausgegangen. Die Zahl der Mitarbeiter werde weltweit bis zum Jahresende auf mehr als 70 000 steigen. Derzeit hat der drittgrößte deutsche Autozulieferer gut 68 500 Mitarbeiter.