Hamburger Verbraucherzentrale überprüft Lebensversicherungen
Hamburg (dpa) - Die Verbraucherzentrale in Hamburg will als ein Finanzmarktwächter in Deutschland mehr Klarheit über Lebensversicherungen schaffen.
Dazu hat sie bundesweit die Verbraucher aufgerufen, ihr bis Ende September Kopien ihrer jährlichen Lebensversicherungsauszüge (Standmitteilungen) sowie des Versicherungsscheins zu senden. Sie sollen möglichst bis 2007 zurückreichen, sagte der Chef der Verbraucherzentrale, Günter Hörmann.
Daran ließe sich erkennen, wie sich die Niedrigzinsphase sowie gesetzliche Reformen ausgewirkt haben. Bundesverbraucherschutzminister Heiko Maas informierte sich am Donnerstag über die Arbeit des neuen Finanzmarktwächters.
Die Verbraucherzentrale will die sogenannten Standmitteilungen auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit prüfen und systematisch auswerten. Sie hofft auf einen großen Datenbestand, damit aus den Erkenntnissen möglichst eine Muster-Mitteilung für den Status und die Leistungen der Lebensversicherung entsteht.
Bisherige Schreiben enthielten uneinheitliche und zum Teil verwirrende Informationen, berichtete Hörmann. Ergebnisse sollen im Frühjahr 2016 vorliegen. Aus Privathaushalten fließen den Angaben zufolge jährlich rund 190 Milliarden Euro in den Versicherungsmarkt, das sind durchschnittlich 2300 Euro pro Bürger.
Neben Hamburg gibt es vier weitere Verbraucherzentralen in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen und Sachsen, die Finanzprodukte von der Riester-Rente über Bausparverträge bis zum Verbraucherkredit auswerten.
Durch ihre Analyse werde deutlich werden, ob es bei Finanzdienstleistungen einen strukturellen Missbrauch von Vorschriften oder Gesetzen gibt, sagte der Minister. „Es ist wichtig für die Politik, dass Verbesserungsvorschläge aus der Praxis kommen.“ Das Ministerium fördert die Finanzmarktwächter mit rund 12,4 Millionen Euro über drei Jahre.
Nach Angaben der Hamburger Verbraucherschützer müssen drei von vier Besitzern einer Lebensversicherung vorzeitig aus ihrem Vertrag aussteigen, weil ihre Erwerbsbiografien durch Arbeitsplatzwechsel oder -verlust oder Krankheit nicht mehr durchgängig sind. Dementsprechend müssten jetzt Policen gestaltet werden, mahnte Dorothea Mohn vom Bundesverband.
Hamburgs Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) forderte mehr Klarheit beim Abschluss der Versicherungen. Verbraucher müssten wissen, welche Summe sie einsetzen, welche Renditen anfallen und was ausgezahlt wird. „Nur so können sie rationale Entscheidungen treffen.“