Metall-Arbeitgeber verteidigen Zeitarbeit
Berlin/Frankfurt (dpa) - Die deutsche Metallindustrie verteidigt den Einsatz von Zeitarbeitern.
Nach Darstellung des Verbands Gesamtmetall liegt ihr Anteil in der gesamten Branche allerdings lediglich bei 4,8 Prozent aller Beschäftigten - und damit nicht so hoch wie in einem Zeitungsbericht dargestellt.
Die „Welt“ (Donnerstag) hatte unter Berufung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag an das Arbeitsministerium berichtet, dass mehr als jeder zehnte Beschäftigte in der Metallindustrie ein Zeitarbeiter sei. Der Verband wies die genannte Quote von 11,2 Prozent für die Branche als zu hoch zurück.
Die Linke reagierte auf die Darstellung der Arbeitgeber und stellte klar, dass es in der Antwort des Hauses von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) nur um die sogenannten Berufshauptgruppen in der Metallindustrie ging - nicht aber um den Wirtschaftszweig insgesamt.
Aus dem Ministerium hieß es zu den Anteilen der Zeitarbeiter in verschiedenen Berufsgruppen: „Die höchsten Anteilswerte werden zum Stichtag 30. Juni 2014 für die Berufshauptgruppen Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbauberufe (11,2 Prozent) und Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführung) (10,9 Prozent) ausgewiesen.“ Die Linke erklärte daraufhin, es habe offenbar bei der Darstellung dieser Angaben ein Missverständnis gegeben.
An der grundsätzlichen Kritik an solchen Beschäftigungsverhältnissen ändere sich jedoch nichts. „Gerade in Branchen, wo gute Gewinne gemacht werden, wird Leiharbeit strategisch als Alternative zu regulärer Arbeit eingesetzt, um die Löhne zu drücken und die Arbeitnehmerrechte zu schleifen“, sagte Linken-Fraktionsvize Klaus Ernst. Extrem sei dies in der Autobranche, aber auch bei der Post, wie der aktuelle Tarifkonflikt zeige.
Ernst forderte, den Einsatz von Leiharbeitern auf maximal drei Monate zu begrenzen. Schon ab dem ersten Tag müssten sie gleich bezahlt werden. Nahles plant ein Gesetz zur Regelung der Zeitarbeit. Dabei beabsichtigt sie, die sogenannte Höchstüberlassungsdauer auf 18 Monate zu begrenzen. Nach neun Monaten sollen die Zeitarbeiter dann den gleichen Lohn wie Angehörige der Stammbelegschaft bekommen.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sieht dies kritisch. Die Zeitarbeit sei ein Beschäftigungsmotor, sagte Arbeitgeber-Präsident Ingo Kramer der „Wirtschaftswoche“. „Zum anderen gibt sie die notwendige Flexibilität. Im Rahmen von Werk- und Dienstverträgen eingesetzte Arbeitnehmer sind keine Arbeitnehmer zweiter Klasse.“ Auch die Metall- und Elektroarbeitgeber in Bayern lehnten das Vorhaben ab. Die Branche benötige Zeitarbeiter zudem weiterhin, um Auftragsspitzen abzufedern.
Rückendeckung für Nahles kam vom DGB. „Es gibt Unternehmen, in denen die Zahl der Leiharbeiter seit Jahren die der Festangestellten übersteigt. Mit Auftragsspitzen hat das nichts mehr zu tun“, sagte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der „Wirtschaftswoche“.