Hapag-Lloyd erwartet weniger Gewinn
Hannover/Hamburg (dpa) - Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd erwartet nach einem Rekordergebnis 2010 in diesem Jahr einen geringeren Gewinn. Vor allem die steigenden Ölpreise trübten die Aussichten, heißt es in dem am Freitag in Hamburg verbreiteten Geschäftsbericht des Unternehmens.
Der Börsengang der Reederei steht zudem wegen der Katastrophe in Japan auf dem Prüfstand. Die Anteilseigner - der Reisekonzern Tui und das Hamburger Konsortium Albert Ballin - wollten abwarten, wie sich die Lage in Fernost weiterentwickelt und wie der Kapitalmarkt reagiert, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag).
Die endgültige Entscheidung sei auf kommende Woche vertagt worden. Nach bisher nicht bestätigten Berichten wollten die Eigentümer die Reederei bis Ostern an die Börse bringen. Ein Tui-Sprecher sagte, es gebe bisher keine Entscheidung für oder gegen einen Börsengang und demzufolge auch keinen Zeitplan. „Wir werden in aller Ruhe die möglichen Auswirkungen der Ereignisse in Japan auf einen Börsengang bewerten und dann zu gegebener Zeit entscheiden.“
Die Geschäftserwartungen sieht Hapag-Lloyd trotz einer wachsenden Weltwirtschaft und mehr Schiffsverkehr auf den Weltmeeren mit Risiken behaftet. Neben dem Ölpreis gehöre dazu auch die Entwicklung der Wechselkurse. Da zudem bereits 2012 die ersten drei der zehn bestellten Großschiffe abgeliefert würden, stiegen im laufenden Jahr die Kosten schneller als der Umsatz. Mittelfristig werde sich die positive Entwicklung des Konzerns aber fortsetzen.
Die Hamburger Linienreederei, auf ihrem Geschäftsfeld unter den Top Fünf in der Welt, hatte nach einem Krisenjahr und einem massiven Sparprogramm 2010 mit 583 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern ein Rekordergebnis erzielt. „Das war ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches Jahr mit einem außergewöhnlichen Gewinnsprung“, so Vorstandschef Michael Behrendt im Geschäftsbericht.
Hapag-Lloyd sei gestärkt aus der Krise hervorgegangen und auf einem guten Weg, langfristig profitabel zu wachsen und eine attraktive Kapitalrendite zu erwirtschaften.
Der Reisekonzern Tui will sich von seiner verbliebenen Beteiligung von 49,8 Prozent an Hapag-Lloyd trennen, nachdem er die Tochter zu Beginn der Wirtschaftskrise nicht komplett losgeworden war. Gut elf Prozent der Anteile waren kürzlich an das Hamburger Konsortium verkauft worden, das Vorkaufsrechte hat. Die Transaktion wird im Mai wirksam, danach hält Tui noch 38,4 Prozent an der Reederei. Der Tui-Aufsichtsrat hat bereits grünes Licht für den Börsengang gegeben. Parallel dazu hält sich Tui aber auch die Option eines direkten Verkaufs an einen Investor offen.
Die Tui-Führung hatte stets deutlich gemacht, dass es ihr bei der Trennung von der Reederei in erster Linie um den höchstmöglichen Erlös geht. Falls Hapag wegen der unsicheren Lage in Japan nur mit hohen Abschlägen auf Parkett gebracht werden könnte, dürfte die Entscheidung für einen Börsengang daher erst einmal vertagt werden.
Dem Verband Deutscher Reeder (VDR) zufolge hat die Japan-Katastrophe bislang kaum negative Folgen für die deutschen Schifffahrtsunternehmen. Gleichwohl seien die Reeder sehr besorgt, sagte VDR-Hauptgeschäftsführer Ralf Nagel der „FAZ“. Sollte sich die Strahlung weiter erhöhen und bis in die Region um Tokio reichen, würden dort sicherlich keine Schiffe mehr in die Häfen einfahren.