Harsche Kritik nach Metro-Führungskrise
Düsseldorf (dpa) - Nach Führungskrise, Gewinneinbruch und dem auf Eis gelegten Kaufhof-Verkauf muss der neue Metro-Chef Olaf Koch verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Aktionärsvertreter übten auf der Hauptversammlung am Mittwoch scharfe Kritik.
Im Fokus stand dabei der Machtkampf zwischen Kochs Amtsvorgänger Eckhard Cordes und Ex-Aufsichtsratschef Jürgen Kluge, der Metro 2011 erschüttert hatte. Große Unzufriedenheit gab es auch wegen der vielen Baustellen in dem Konzern und des schwachen Aktienkurses.
„Wir alle haben sehr viel Geld verloren“, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), mit Blick auf den schwachen Aktienkurs. Zudem seien viele Jahre verloren gegangen bei der Weiterentwicklung des Konzerns. Die Metro AG dürfe auf ihrem neuen Wachstumskurs mit Preissenkungen nicht in die „Praktiker-Falle“ laufen, mahnte Tüngler. Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) warnte Metro vor einem Umsatzwachstum auf Teufel komm raus.
Unter Cordes sei die Metro zum „bloßen Ankündigungsweltmeister“ geworden, sagte Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Koch müsse die Herausforderungen entschlossen angehen und langfristig auch wieder Wert für die Aktionäre schaffen. „Der Aktienkurs ist auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen, Gewinn und Umsatz sind eingebrochen, das Vertrauen der Investoren ist weg.“
Koch versprach Fortschritte durch die Neuausrichtung der Metro. „Der Vorstand der Metro Group ist fest entschlossen, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um das Unternehmen so auszurichten, dass wir auch in äußerst schwierigen Jahren hervorragende Leistungen erbringen können“, sagte er. Mit Preissenkungen will Koch den Umsatz ankurbeln. Den Spielraum sollen weiteren Einsparungen schaffen.
Wie schon bei den Zahlen für das erste Quartal 2012 berichtete Koch mit Verweis auf die Umsatzentwicklung, dass die Neuausrichtung auf einen profitablen Wachstumskurs schon Wirkung zeige. Der Vorstandschef bestätigte die Prognose für 2012, wonach der bereinigte operative Gewinn in etwa auf Vorjahreshöhe liegen soll. Für die Folgejahre gehe der Vorstand davon aus, dass auf der Basis einer positiven Umsatzentwicklung auch eine nachhaltige Ergebnissteigerung möglich sein werde, erklärte er.
Der Konzerngewinn war 2011 um ein Fünftel auf 741 Millionen Euro gesunken. Die Staatsschuldenkrise in Europa, hohe Arbeitslosigkeit und Sparprogramme in vielen Ländern führten zu Kaufzurückhaltung. Dennoch sei der um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinn fast auf Vorjahresniveau gehalten worden, betonte Koch. Die Dividende je Stammaktie soll deshalb unverändert bei 1,35 Euro bleiben. Union Investment stellte zur Diskussion, die Gewinne zu reinvestieren, anstatt mehr als 440 Millionen Euro an die Anteilseigner auszuschütten.
Vom schwelenden Machtkampf bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn mit dem Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals um Vetorechte befürchteten einige Redner erhebliche Risiken für Metro. Koch betonte, Metro sei zu einem konstruktiven Dialog mit Kellerhals weiterhin bereit. Allerdings dürfe es keine Vorbedingungen geben.
Zu der Metro-Hauptversammlung waren etwa 700 Aktionäre angereist. Zum Konzern gehören neben den Metro-Großhandelsmärkten und den Elektronikketten Media Markt und Saturn auch der Lebensmittelhändler Real und die Warenhauskette Kaufhof. Koch hatte im Januar den Verkauf von Kaufhof als seine erste Entscheidung vorerst auf Eis gelegt.