Haushaltstechnik: Wenn aus Luxus Standard wird
In fast jedem Haushalt gibt es Kühlschrank und Telefon. Das war 1960 noch nicht so.
Wiesbaden. Der digitalisierte Alltag einer modernen Familie mit Smartphones, permanentem Internetzugang und elektronisch gesteuerter Haustechnik müsste einem Menschen aus den 60er Jahren wie Science Fiction vorkommen.
Was damals in privaten Haushalten fast unerreichbarer Luxus schien, ist heute selbstverständlich, wie das Statistische Bundesamt dokumentiert hat. Nahezu jeder Haushalt hatte Anfang 2013 ein Telefon und einen Kühlschrank, Fernseher und Waschmaschine waren nur in jeder 20. Wohnung nicht zu finden.
Alle fünf Jahre erheben die Statistiker mit Stichproben die Ausstattung der nunmehr über 40 Millionen deutschen Haushalte. Mitten im Wirtschaftswunder bot sich bei der ersten Umfrage im Jahr 1962/1963 noch ein karges Bild: Ein Telefon hatten nur 14 Prozent bei der Deutschen Bundespost erfolgreich beantragt und aufgestellt bekommen.
Ein gutes Drittel (34 Prozent) besaß ein Fernsehgerät und konnte ab April 1963 ein zweites deutsches Fernsehprogramm in Schwarz-Weiß empfangen. Auch Kühlschränke gab es nur in jedem zweiten Haushalt, von Geschirrspülern ganz zu schweigen.
50 Jahre später gibt es laut Bundesamt im Schnitt pro Haushalt 1,2 Kühlschränke, drei Telefone und 1,6 Fernseher. Dazu kommen noch zwei CD-Player, 1,5 Fotoapparate, 1,7 Computer und vieles mehr. Bei den Basisprodukten registrieren die Statistiker schon länger eine annähernde Vollversorgung. Wer keinen Fernseher hat, gehört zu einer Minderheit von fünf Prozent und will vielleicht auch gar keinen.
Der Wandel wird sich noch beschleunigen, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Nachdem die Smartphones die vorher eingeführten MP3-Player nahezu überflüssig gemacht haben, stehen nun die diversen Abspielgeräte für Filme zur Disposition: „Viele Leute wollen die Medien ja gar nicht mehr physisch besitzen, sondern sie nur noch bei Bedarf abrufen.“
Musik wird gestreamt und der Film kommt direkt aus dem Netz auf das Smart-TV statt aus dem Player. Der große Monitor im Wohnzimmer werde aber bleiben, sagt Stehle, der auch für Kameras trotz der Handy-Konkurrenz noch eine gute Zukunft sieht.
Auch der Deutschen bisher liebstes Konsumgut, das Auto, hat unter jungen Menschen in den Ballungsräumen ein zunehmend altbackenes Image. Cool ist, wer teilt und mitfährt, ein eigener Wagen bereitet vor allem Kosten und Sorgen um den Parkplatz. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat herausgefunden, dass nur 15 Prozent der Deutschen in den kommenden zwei Jahren einen Wagen kaufen wollen, in den Großstädten sind es sogar nur elf Prozent.