Stromproduktion reduziert Hitzewelle: Kraftwerke fahren Leistungen runter
Essen (dpa) - Wegen der anhaltenden Hitze haben einzelne Atomkraftwerke in Deutschland ihre Leistung heruntergefahren. Beim Kernkraftwerk Philippsburg in Baden-Württemberg wurde die Leistung um bis zu 10 Prozent verringert, wie der Versorger EnBW mitteilte.
Dadurch solle der Anstieg der Wassertemperatur im Rhein durch das eingeleitete Kühlwasser begrenzt werden.
In Norddeutschland produzieren die Kernkraftwerke Grohnde und Brokdorf nach Angaben des Betreibers PreussenElektra wegen der leicht erhöhten Gewässertemperaturen etwas weniger als üblich. Derzeit führt dies in Grohnde zu einer um 80 bis 120 Megawatt geringeren Stromproduktion, in Brokdorf sei die Einschränkung geringer. Die Reduzierung der Stromproduktion wegen der etwas höheren Gewässertemperaturen sei ein ganz normaler Effekt, hieß es.
Insgesamt haben die hohen Temperaturen und die sinkenden Wasserstände der Flüsse die Stromversorgung in Deutschland bislang aber nur wenig beeinträchtigt. „Es ist alles im grünen Bereich“, sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Der tägliche Stromverbrauch in Deutschland ist durch die Hitzewelle im Vergleich zu den Durchschnittswerten der vergangenen beiden Sommer um gut 6 Prozent gestiegen. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) werden derzeit pro Tag etwa 1,36 Milliarden Kilowattstunden verbraucht. Im Durchschnitt der Sommer 2016 und 2017 waren es 1,28 Milliarden Kilowattstunden am Tag.
Klimaanlagen haben keinen besonders großen Anteil am Stromverbrauch in Deutschland. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 9,14 Milliarden Kilowattstunden zur Kühlung eingesetzt, wie aus Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hervorgeht. Das waren 1,8 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland. Auf die Industrie entfiel dabei mit 4,83 Milliarden Kilowattstunden mehr als die Hälfte des Verbrauchs. Privathaushalte kühlten ihre Räume mit 1,25 Milliarden Kilowattstunden Strom.
Wegen der hohen Wassertemperaturen hat EnBW zudem einen Block seines Steinkohle-Dampfkraftwerks im Karlsruher Rheinhafen abgestellt. Der Versorger hat vorsorglich Ausnahmeanträge gestellt, um seine Kraftwerke auch weiter betreiben zu können, wenn die Wassertemperaturen von Rhein und Neckar die Grenze von 28 Grad überschreiten. Dann muss aber die Leistung der Kraftwerke gedrosselt werden. Die Umweltorganisation BUND kritisierte solche Ausnahmen. Sie seien wegen des drohenden Fischsterbens „unverantwortlich“ sagte BUND-Experte Gottfried May-Stürmer der „Heilbronner Stimme“ (Dienstag).
Das über das vergangene Wochenende wegen Problemen beim Kohlenachschub abgeschaltete große RWE-Steinkohlekraftwerk in Hamm ist wieder am Netz. Weil in den kommenden Tagen wenig Strom aus Windkraft erwartet werde, gebe es Bedarf für den Strom aus Hamm, sagte ein Sprecher. Wegen des Niedrigwassers auf dem Rhein können die Kohlefrachter derzeit nicht voll beladen werden. Es komme aber weiterhin Kohle in Hamm an, sagte der Sprecher.
Die Stromproduktion aus Wasserkraft läuft nach Angaben des Versorgers Uniper auf dem im Sommer üblichen Niveau. „Im Sommer ist die Erzeugung um ein gutes Drittel geringer als in den wasserreichen Frühjahrsmonaten“, sagte ein Sprecher. Der Sommer 2018 sei bislang kein Ausreißer. Uniper betreibt mehr als 100 Wasserkraftwerke, überwiegend in Bayern und erzeugt mit ihnen rund 5 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr.