Homm drohen 200 Jahre Haft

Ex-Hedgefonds-Manager (54) kann ein Jahr nach seiner Festnahme in Florenz nun in die USA ausgeliefert werden.

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Rom. Der mutmaßliche deutsche Anlagebetrüger und frühere Hedgefonds-Manager Florian Homm kann rund ein Jahr nach seiner Festnahme in Florenz an die USA ausgeliefert werden. Das entschied das italienische Justizministerium, wie Homms Anwalt Mario Zanchetti am Dienstag bestätigte. Der Anwalt hat erneut eine Aussetzung des Verfahrens beim Verwaltungsgericht in Rom beantragt, eine Entscheidung wird in den nächsten Tagen erwartet. Homm wird Betrug bei Wertpapiergeschäften vorgeworfen, ihm droht in den USA laut Zanchetti eine Haftstrafe von mehr als 200 Jahren.

Der 54-Jährige habe am Montag einen Brief des Ministeriums erhalten, in dem ihm die Entscheidung mitgeteilt wurde, sagte Zanchetti. „Er könnte jetzt theoretisch jeden Tag ausgeliefert werden.“ Dies versucht der Anwalt mit allen Mitteln zu verhindern. Sollte das Verwaltungsgericht dem Antrag nicht stattgeben, will Zanchetti sich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden.

Seiner Ansicht nach verstößt die Auslieferung gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Der Unterschied zwischen dem amerikanischen und den europäischen Justizsystemen sei in der Entscheidung nicht ausreichend berücksichtigt worden. Auch Homms Gesundheitszustand müsse mit einbezogen werden, forderte er. Der 54-Jährige leidet an Multipler Sklerose, ein Gutachter hatte vor einigen Monaten jedoch festgestellt, dass einer Inhaftierung nichts im Wege stehe.

Homm war im März vergangenen Jahres in Florenz verhaftet worden. Zuvor war der Großneffe des verstorbenen Versandhauskönigs Josef Neckermann fünf Jahre lang auf der Flucht gewesen. Seit mehr als einem Jahr sitzt Homm in Untersuchungshaft in Pisa, wegen des laufenden Auslieferungsverfahrens kann er dort festgehalten werden. Ein Antrag auf Entlassung sei wegen Fluchtgefahr abgelehnt worden, so Zanchetti.

Der Manager, der unter anderem mit Investitionen beim Fußball-Club Borussia Dortmund bekannt wurde, soll nach Ansicht der US-Justiz Investoren um 200 Millionen Dollar gebracht haben, indem er den Wert von Aktien künstlich nach oben trieb und seine Bestände verkaufte. Die Strafen für Anlagebetrüger in den USA gelten als drakonisch: Der Finanzjongleur Bernhard Madoff war zu 150 Jahren Haft verurteilt worden.