ifo-Chef: EU-Klimaschutz ist nutzlos
Berlin (dpa) - Die Klimaanstrengungen der Europäischen Union sind nach Ansicht des Ökonomen Hans-Werner Sinn nutzlos, solange nicht die größten Verursacher von Treibhausgasen mehr unternehmen.
„Wenn Europa vorangeht, freuen sich die anderen über diese Anstrengungen, weil es Druck von ihnen nimmt, weniger CO2 auszustoßen. Die Notwendigkeit, sich selbst an einem Abkommen zu beteiligen, wird dadurch reduziert“, sagte der Präsident des Münchener ifo-Instituts der Deutschen Presse-Agentur. Emissionen die in Europa eingespart werden, würden in China, Indien oder den USA umso mehr ausgestoßen.
„Leider geht der CO2-Ausstoß ungebremst weiter, er erhöhte sich in den letzten Jahren sogar progressiv“, sagte Sinn eine Woche vor Beginn des UN-Klimagipfels im südafrikanischen Durban. Die Staaten, die sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls zu Ausstoßminderungen verpflichtet haben, machen nur 30 Prozent der Emissionen aus, betonte Sinn. Das Kyoto-Protokoll läuft 2012 aus - bisher ist unklar, wie es dann weitergehen könnte, da sich die USA bisher nicht in ein verbindliches Klimaabkommen einbinden lassen wollen.
Sinn stellte die deutschen Klimabemühungen und die der restlichen EU grundsätzlich infrage: „Es ist frustrierend zu sehen, dass mit Abermilliarden in Europa versucht wird, gegenzusteuern, dies aber noch nicht einmal zu einem Knick in der stark nach oben gerichteten Kurve des CO2-Ausstoßes geführt hat“, sagte der Ökonom. „Es nützt nichts, etwas zu tun, um überhaupt etwas zu tun, wenn der Effekt am Ende gleich Null ist.“ Es bedürfe einer globalen Übereinkunft, in die auch China, Indien oder die USA eingebunden werden.
„Die Brennstoffe, die wir Europäer nicht verbrennen, feuern in China oder Indien Turbinen oder Motoren an. Es wird keine Tonne CO2 weniger ausgeblasen, wenn wir nicht sicherstellen, dass auch entsprechende Mengen Erdöl und Erdgas im Boden bleiben, statt gefördert zu werden“, sagte Sinn. Solange dieses Problem nicht gelöst sei, machten die Einsparungen in Europa keinerlei Sinn. „Entweder hören wir alle damit auf, oder nehmen sie uns gemeinsam vor. Die jetzige Asymmetrie bei der Verbrauchsminderung ist sinnlos.“