Ifo-Index steigt leicht - „Konjunktur auf Kurs“
München (dpa) - Die deutschen Unternehmen blicken trotz der Rezession in vielen Ländern Europas voller Zuversicht auf die zweite Jahreshälfte. Die Stimmung in den Chefetagen hat im Juni erneut zulegt.
Das geht vor allem auf die großen Erwartungen zurück, die die Firmen mit ihrem Exportgeschäft verbinden. So stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex den zweiten Monat in Folge, wie das Ifo-Institut mitteilte. Das Plus von 105,7 auf 105,9 Punkte nimmt sich zwar überschaubar aus, Fachleute hatten allerdings nicht mit einem Anstieg gerechnet - und sind von der deutschen Wirtschaft wieder einmal positiv überrascht.
„Das sieht eigentlich sehr gut aus“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Seit langem liege der Index nun über seinem langjährigen Durchschnitt. Dieser beträgt 101,1 Punkte - ein Wert, den das wichtigste Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft zuletzt im Oktober 2012 unterboten hatte.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres liegt der Schnitt bei 105,7 Punkten. „Wir bewegen uns auf einem wirklich hohen Niveau“, sagte Wohlrabe. Fachleute hatten erwartet, dass die Stimmung der Wirtschaft zur Jahresmitte auf der Stelle treten würde. Im Mai war der Index überraschend gestiegen.
Zwar bewerteten die Unternehmen ihre Lage etwas weniger positiv als im Mai. „Mit Blick auf den zukünftigen Geschäftsverlauf nimmt der Optimismus aber weiter zu. Die deutsche Konjunktur hält Kurs“, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen. Vor allem die Erwartungen an den Export hätten sich deutlich verbessert.
Das habe den Index getrieben, sagte Wohlrabe. Für viele Unternehmen sei das eine wichtige Botschaft: „Denn, wenn der Export läuft, geht es meist auch der gesamten Wirtschaft gut.“ Insgesamt verstetige sich der seit längerem anhaltende Optimismus in der Führung vieler Firmen.
Das sieht auch der Industrieverband BDI so. „Die konjunkturelle Lage hellt sich weltweit allmählich wieder auf“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber in Berlin. „Das spürt auch die deutsche Exportindustrie.“ Der BDI rechne weiter damit, dass die deutschen Ausfuhren 2013 um bis zu 3,5 Prozent zulegen könnten.
Auch im Euroraum zeige sich, dass die „konjunkturelle Talsohle durchschritten sein könnte“. Dennoch sieht es in Europa im Vergleich finsterer aus. „Deutschland steht weiter besser da als der Rest des Euroraums“, sagte der Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er bleibt allerdings vorsichtig. Zu groß seien die Risiken. „Denn die anderen Frühindikatoren zeigen nicht so klar nach oben. Die Aussichten sind weniger rosig, als es das Ifo-Geschäftsklima nahelegt.“
Auch Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe tritt ein wenig auf die Euphoriebremse. „Von einer echten Stimmungsaufhellung kann mit Blick auf das heutige Ergebnis kaum gesprochen werden.“ Zwar stehe das Wachstumssignal auf grün. „Offen ist, wie schnell die Wachstumslokomotive fahren wird.“
Der Ifo-Index war im Februar auf sein bisheriges Jahreshoch von 107,4 Punkten geklettert. Im März und April hatte der Wert dann zweimal in Folge Punkte eingebüßt. Erst nach drei Veränderungen in eine Richtung sprechen Volkswirte von einer möglichen Trendwende. Der Ifo-Index wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen ermittelt. Wegen seiner langen Zeitreihe gilt er als der wichtigste Indikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.