Tarifkonflikt im Einzelhandel: Arbeitgeber mit Angebot
Böblingen (dpa) - Im schwierigen Tarifkonflikt des deutschen Einzelhandels haben die Arbeitgeber ein erstes Angebot vorgelegt. Der Vorschlag im Tarifbezirk Baden-Württemberg sieht eine zweistufige Lohnerhöhung vor - bei einer Laufzeit von Juli 2013 bis März 2015.
Demnach sollen die Tarife zum 1. Juli um 2,5 Prozent und am 1. April 2014 um weitere 1,5 Prozent erhöht werden. Voraussetzung sei aber, dass die Gewerkschaft Reformen in den Tarifverträgen akzeptiere, teilte Arbeitgeber-Verhandlungsführer Philip Merten in Böblingen zur dritten Tarifrunde am Montag mit.
Verdi fordert in manchen Tarifbezirken eine Erhöhung von 6,5 Prozent mit kürzerer Laufzeit, in anderen einen Euro mehr pro Stunde. Änderungen im Manteltarif und die Einführung neuer Billiglohngruppen lehnt die Gewerkschaft ab. Sie hatte noch am Samstag zu Streiks in mehreren Städten im Südwesten aufgerufen.
Die Tarifverhandlungen im Einzelhandel werden regional geführt. Häufig werden die Abschlüsse in den großen Bezirken Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gefunden. In Deutschland sind etwa drei Millionen Menschen im Einzelhandel beschäftigt, mehr als die Hälfte von ihnen arbeiten allerdings in Unternehmen, die nicht tarifgebunden und deshalb höchstens indirekt von den Verhandlungen betroffen sind.
Im Gegenzug für die angebotenen Lohnerhöhungen fordern die Arbeitgeber in Baden-Württemberg die Einführung einer neuen Entgeltgruppe für Mitarbeiter, die zum Beispiel Regale einräumen. Diese Arbeiten werden bislang oft von Fremdfirmen erledigt. Eine „Rückholung“ in die Unternehmen sei nur möglich, wenn günstige Bedingungen geschaffen würden, etwa durch den Verzicht auf Spät- und Nachtzuschläge.
Außerdem drängen die Arbeitgeber auf die Abschaffung der Kassierzulage. Ihre Begründung: Die Anforderungen an diese Arbeit seien durch technische Hilfsmittel gesunken. „Wir können nicht weiterhin Tätigkeiten, für die eine dreitägige Anlernzeit ausreichend ist, besser vergüten, als kaufmännische Tätigkeiten, die eine dreijährige Ausbildung erfordern“, sagte Merten. Für bestehende Verträge gelte allerdings Bestandsschutz.
Anfang Juni hatten auch die Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen ein Angebot angekündigt. Es soll bei der dritten NRW-Verhandlungsrunde am 3. Juli vorgelegt werden. Die zweite Runde war ergebnislos verlaufen.