ifo-Index: Unternehmer sehen schwarz
München (dpa) - Die Abkühlung der Weltwirtschaft und die finanzpolitischen Turbulenzen im Euro-Raum dämpfen den monatelang fast ungebremsten Optimismus der deutschen Unternehmer. Der ifo-Index, wichtiges Stimmungsbarometer, sank im Juli überraschend deutlich von 114,5 auf 112,9 Punkte.
Vor allem die exportorientierten Firmen drosseln ihre Erwartungen für die nächsten Monate. Von einer Schwächephase der deutschen Wirtschaft könne allerdings nicht die Rede sein, urteilte ifo-Chef Hans-Werner Sinn bei der Vorstellung der Daten am Freitag in München. Tatsächlich sind die Einschätzungen noch genauso günstig wie während des Frühjahrs.
Die Umfragebögen zur Beurteilung des Geschäftsklimas waren lange vor dem am Donnerstag befassten Beschluss des EU-Krisengipfels für ein weiteres Griechenland-Hilfspaket in München eingegangen. Die jüngsten Sorgen um das hoch verschuldete Italien haben nach Meinung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) die Stimmung belastet.
Auch Alexander Koch von der Unicredit Bank gibt zu Bedenken, dass die wirtschaftlichen Aussichten nicht zuletzt aufgrund der Schuldensituation in zahlreichen Industrieländern ungewiss seien. „Eine fundamentale Verlangsamung“ des deutschen Aufschwungs sei deshalb nach der außergewöhnlichen Dynamik der vergangenen Monate „unvermeidlich“.
Die Einschätzung der 7000 Unternehmer, die das ifo-Institut jeden Monat zu ihrer derzeitigen Lage und ihren Erwartungen für die nächsten Monate befragt, ist sogar pessimistischer als von Ökonomen im Vorfeld erwartet. Sie hatten mit einem Rückgang auf 113,5 Punkte gerechnet. Nach zwei kleinen Rückgängen im März und April und einer Stagnation im Mai war das wichtige Stimmungsbarometer im Juni überraschend erneut auf 114,5 Punkte gestiegen.
Eine Trendumkehr wollen die ifo-Ökonomen daraus aber noch nicht ablesen. Die deutsche Wirtschaft stelle sich auf eine „gemächlichere Gangart“ aufgrund der Abschwächung in den USA und auch in Asien ein, sagte ifo-Experte Klaus Abberger. Dies allerdings „auf sehr gutem Niveau“. Er glaube auch nicht, dass das Hilfspaket für Griechenland „unmittelbar starke Wirkung haben wir.“
Während Industrieunternehmen ihre Erwartungen deutlich abschwächten, schätzen Einzelhändler ihre Geschäftsperspektiven wieder etwas besser ein. Ihre aktuelle Lage ist der Befragung zu Folge weniger zufriedenstellend als bisher. Einzig im Bauhauptgewerbe beurteilen die Unternehmer sowohl ihre Lage als auch ihre Erwartungen als positiv.
Die unterschiedliche Sicht der Branchen ist nach Meinung der Experten von der Berenberg-Bank ein deutlicher Hinweis dafür, „dass der Vertrauensverlust durch externe Faktoren bedingt ist“. Einzelhandel und das Baugewerbe gingen offensichtlich davon aus, dass der Binnenaufschwung in Deutschland anhalte.