Mehr als zehn Jahre Haft für Millionenbetrüger Kiener
Würzburg (dpa) - Der wegen Millionenbetrugs angeklagte frühere Finanzmanager und Anlageberater Helmut Kiener muss für zehn Jahre und acht Monate in Haft.
Seinen als Fondsverwalter eingesetzten Komplizen verurteilte das Landgericht Würzburg am Freitag wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten. Die Kammer blieb damit deutlich unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafe von knapp 13 Jahren. Für Kieners Komplizen hatten die Anklagevertreter knapp vier Jahre Haft gefordert. Beide Verurteilten nahmen das Urteil an. Die Staatsanwaltschaft wollte sich zunächst zu dem Strafmaß nicht äußern.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Kiener bis zum Jahr 2009 mit manipulierten Fonds fast 5000 Kleinanleger und Banken um rund 300 Millionen Euro geprellt hat. Mit einem Teil des Geldes finanzierte der heute 51-Jährige seinen luxuriösen Lebensstil, ein Teil versickerte als Provision bei Fondsvermittlern und Banken. Auch habe die Verwaltung der vermeintlich gewinnträchtigen Fonds hohe Summen verschlungen, stellte der Vorsitzende der 5. Strafkammer, Volker Zimmermann, in seiner Urteilsbegründung fest. Kiener hatte im Laufe des rund fünfmonatigen Prozesses ein Geständnis abgelegt, aber bestritten, dass er es von Anfang an auf Betrug abgesehen habe.
Das Betrugssystem basierte nach Einschätzung des Gerichts darauf, dass Kiener jahrelang zunächst seinem Fondsverwalter hohe Gewinne vorgaukelte - und dann über monatlich versandte falsche Ergebnismitteilungen schließlich auch den Anlegern Sand in die Augen streuen ließ. Ähnlich sei er mit dem der britischen Barclays Capital Bank und der französischen BNP Paribas verfahren, für die er millionenschwere Fonds auflegte.
„Dabei war auch Herrn Kiener klar, dass die Gewinnchancen gleich Null waren, weil das Ganze gar nicht auf eine Wertschöpfung angelegt war“, betonte der Kammervorsitzende Volker Zimmermann. „Das System konnte nur so lange funktionieren, wie neue Anlegergelder flossen.“
Ausdrücklich widersprach der Kammervorsitzende Kieners Darstellung, seine Fonds seien im Wesentlichen wegen der Finanzkrise im Jahr 2008 zusammengebrochen. „Die Finanzkrise hat den Zusammenbruch des Systems nicht ausgelöst, allenfalls beschleunigt“, sagte Zimmermann. Begünstigt worden sei das System auch von Banken, die Kiener anscheinend grenzenlos vertraut hätten: „Hier haben offenbar die Kontrollen nicht optimal funktioniert.“
Das Gericht wertetet vor allem Kieners umfassendes, wenn auch spätes Geständnis als strafmildernd. Er habe so zur Aufklärung des komplexen „Betrugssystems Kiener“ beigetragen und damit den Prozess stark abgekürzt. Auch dass der Familienvater aus Aschaffenburg bislang nicht vorbestraft war, wertete das Gericht als strafmildernd. Für eine mehrjährige Haft spreche hingegen Kieners tragende Rolle in dem komplexen System, das er wegen zunehmenden Problemen mit der deutschen Bankenaufsicht Bafin später in die Karibik verlagert hatte. Strafverschärfend sei die große Zahl der durch Betrug kassierten Anleger und die hohe Schadenssumme von 300 Millionen. Von dem Geld sei bis auf 2,5 Millionen Euro nichts übrig.