Arbeitsmarkt IHK-Chef Berghausen: „Zuwanderung eröffnet Chancen“
Düsseldorfer IHK-Chef Berghausen warnt davor, die Flüchtlinge vor allem als Problem zu sehen. Firmen im Rheinland zuversichtlich.
Düsseldorf. Gregor Berghausen bezieht klar Position. „Mit den Zuwanderern kommen jetzt die Kinder zu uns, die wir vor 20 Jahren nicht bekommen haben“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf. „Wir sollten aufhören, die Flüchtlinge vor allem als Problem zu sehen. Diese Menschen bieten uns die Chance, den Fachkräftemangel zu lindern“, so Berghausen weiter. „Es lohnt sich, Zeit und Geld in die Migranten zu investieren. Das rentiert sich langfristig für die Betriebe und die Gesellschaft insgesamt“, sagt Berghausen.
Der IHK-Manager relativiert aber auch: Eine schnelle Integration der Neuankömmlinge in den Arbeitsmarkt werde es nicht geben. „Ausreichende deutsche Sprachkenntnisse, die nicht mal so eben in wenigen Wochen erworben werden, sind die Mindestvoraussetzung, damit eine realistische Aussicht auf Beschäftigung besteht“, so Berghausen.
Eigentlich geht es bei dem Termin aber nicht um Flüchtlinge, sondern um die jüngste Konjunkturumfrage der Kammern im Rheinland. Und diese Zahlen sind fast durchweg positiv. „Viele Regionen in Deutschland wären froh, wenn sie solche Werte hätten“, lautet Berghausens Bewertung. Rund 41 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Lage demnach als gut, 48 Prozent als befriedigend und lediglich elf Prozent als schlecht.
Die Basis der Umfrage bilden rund 3000 Betriebe mit etwa 270 000 Beschäftigten. Sieben rheinische Kammern (Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Mittlerer Niederrhein, Wuppertal und erstmals auch Duisburg) haben an der Aktion teilgenommen.
„Wir sehen im Rheinland zurzeit noch eine überdurchschnittlich gute Geschäftslage. Auch hinsichtlich der Entwicklung in diesem Jahr sind die meisten Unternehmen zuversichtlich“, sagt Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Gründe für die insgesamt gute Lage der meisten Betriebe seien die lebhafte Binnenkonjunktur, ein Plus an Kaufkraft durch steigende Löhne, ein stabiler Arbeitsmarkt sowie die niedrigen Zinsen. Die Perspektiven der exportorientierten Betriebe seien allerdings nicht mehr so gut, was laut Reichardt vor allem an der anhaltenden Flaute in den Schwellenländern liegt.
Angesichts der insgesamt positiven Stimmung gebe es eine beachtliche Bereitschaft zu höheren Investitionen. 27 Prozent der Betriebe wollen demnach mehr Geld in die Hand nehmen. Unklar bleibt allerdings, ob sie damit ihre Kapazitäten tatsächlich ausweiten oder ob in Instandsetzung und Renovierung investiert wird. Besonders das Gastgewerbe, der konsumnahe Großhandel, das Ernährungsgewerbe, die Kunststoffindustrie sowie das Kredit- und Versicherungsgewerbe möchten nach eigenen Angaben ihre Ausgaben erhöhen.
Laut Reichardt darf nicht verschwiegen werden, dass die Unternehmen im Rheinland durch die Wirtschaftspolitik der großen Koalition zunehmend verunsichert sind. Als Risiken müssten die Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt, das Mindestlohngesetz, die Rente mit 63 sowie die Unsicherheiten über die Erbschaftsteuer genannt werden.