Im März Dämpfer für Konsumklima
Nürnberg/Wiesbaden (dpa) - Hohe Ölpreise und Unruhen in Nordafrika - die Angst vor einer Abkühlung der Konjunktur hat im März die Konsumfreude der Verbraucher leicht getrübt. Der Aufwärtstrend beim Konsumklima sei vorerst gestoppt, allerdings auf sehr hohem Niveau,.
Dies stellte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Dienstag in Nürnberg fest. Die psychologischen Folgen der Japan-Krise sind in die Konsumklimastudie für März noch nicht eingeflossen; GfK-Chef Klaus Wübbenhorst geht allerdings davon aus, dass die Ereignisse in Japan die Konsumstimmung weiter eingetrübt haben.
Aktuell hat zu der leichten Abwärtsentwicklung vor allem der wachsende Konjunkturpessimismus der Verbraucher beigetragen. Die Konjunkturerwartung sank von 57,1 auf 49,5 Punkte. Viele Haushalte rechneten zudem mit etwas geringeren Einkommen als in den Vormonaten - der entsprechende Wert rutschte von 42,9 auf 40,5 Punkte. Entsprechend wollten Verbraucher ihre Ausgaben drosseln und die eine oder andere Anschaffung erst einmal zurückstellen; die Anschaffungsneigung ging von 38,9 auf 34,3 Punkte zurück. Das Konsumklima werde daher im April von 6,0 auf 5,9 Prozent sinken.
Insgesamt aber sähen die Verbraucher die deutsche Wirtschaft weiter im Aufwind. Allenfalls rechneten sie damit, dass die Dynamik angesichts der anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten sowie rasant steigender Energie- und Rohstoffpreise etwas nachlassen wird, berichtete die GfK. Tatsächlich haben die Preise nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Februar im Vergleich zum Januar leicht angezogen - und zwar um 0,5 Prozent. Die Jahresteuerungsrate verharrte derweil trotz steigender Sprit- und Heizölpreise bei 2,1 Prozent.
Nach Einschätzung der GfK sind die Geldbörsen der meisten Haushalte trotzdem noch immer gut gefüllt. Dazu hätten neben den gestiegenen Löhnen und Gehältern auch vorgezogene Einmalzahlungen in vielen Unternehmen beigetragen. Dadurch gebe es für wichtige Anschaffungen weiterhin genug Geld.
Derweil rätseln Marktforscher über die Folgen der Japan-Krise für die Konsumlaune der Verbraucher. „Die Folgen sind im Moment noch schwer abzuschätzen. Ich gehe aber davon aus, dass die Konsumstimmung eine kleine Pause einlegen wird“, sagte GfK-Vorstandschef Wübbenhorst in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
„So etwas wie in Japan lässt die Menschen nicht unbeeindruckt. Die Angst, dass sich so eine Katastrophe auch in Deutschland ereignen könnte, wirkt sich natürlich auch auf die Konsumstimmung aus“, sagte Wübbenhorst. „Dabei gibt es rein faktisch gar keinen Grund für eine Verschlechterung der Kauflaune“, fügte er hinzu. Deutschland habe derzeit eine niedrige Arbeitslosigkeit, die Löhne stiegen, viele Beschäftigte hätten vorgezogene Einmalzahlungen erhalten.
Den leichten Abwärtstrend bei der Konsumstimmung im März ist daher nach Wübbenhorsts Ansicht keineswegs das Ende des monatelangen Höhenflugs. Die aktuelle Stimmung werde ausschließlich von „weichen Faktoren“ bestimmt. Die harten wirtschaftlichen Faktoren sprächen für eine weitere Verbesserung des Konsumklimas. „Sobald etwa Libyen von der Bildfläche verschwindet, tritt die aktuell gute wirtschaftliche Lage in den Vordergrund; dann wird auch das Konsumklima wieder beflügelt. Für mich ist beim Konsumklima noch Luft nach oben drin“, sagte Wübbenhorst.
Zugleich sprach sich Wübbenhorst in dem dpa-Gespräch für eine stärkere Gewinnbeteiligung der Beschäftigten aus. „Ich sehe Raum für höhere Löhne, die in diesem Jahr auch teilweise gezahlt werden. Die Beteiligung an Unternehmensgewinnen ist völlig vernünftig“, sagte Wübbenhorst. Allerdings sollten die flexiblen Anteile bei Lohnerhöhungen ausgeweitet werden. „Neben moderaten Anhebungen der Tariflöhne sollte es bei guter Konjunkturlage verstärkt Einmal- oder Bonuszahlungen an die Beschäftigten geben“, schlug der Gfk-Chef vor. Diese Form der Gewinnbeteiligung sei für Firmen besser verkraftbar als klassische Tariflohnerhöhungen.