In Deutschland haben mehr Frauen einen Job als im EU-Schnitt
Wiesbaden/Frankfurt (dpa) - In Deutschland sind deutlich mehr Frauen berufstätig als in den meisten anderen EU-Ländern.
Wie das Statistische Bundesamt am Freitag anlässlich des Internationalen Frauentages (8. März) mitteilte, waren 2012 in Deutschland 17,7 Millionen Frauen im Alter von 20 bis 64 Jahren erwerbstätig. Das seien 71,5 Prozent dieser Altersgruppe.
Höher war der Anteil erwerbstätiger Frauen nur in den Niederlanden (71,9 Prozent), Dänemark (72,2), Finnland (72,5) und Schweden (76,8). Der EU-Durchschnitt lag bei 62,3 Prozent. In Griechenland (45,2) und Malta (46,8) hatte nicht einmal jede zweite Frau einen Job.
Aus Sicht von IG-Metall-Vorstandsmitglied Christiane Benner ist dieser hohe Beschäftigungsgrad der Frauen in Deutschland irreführend: „Die nackte Zahl an berufstätigen Frauen sagt nichts über die Qualität der Jobs aus.
Es ist kein Zufall, dass zwei Drittel der insgesamt über sieben Millionen Minijobber weiblich sind.“ In Deutschland habe noch immer die Hälfte der Bevölkerung nur wegen ihres Geschlechtes eingeschränkte Berufsoptionen, schlechtere Entwicklungschancen, weniger Einkommen und weniger Rente.
Das sehen nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag der IG Metall auch die meisten Deutschen so. Die Meinung, dass Frauen in allen Bereichen den Männern „voll und ganz gleichgestellt“ seien, vertraten demnach nur 19 Prozent der Befragten. 78 Prozent waren der Meinung, dass Frauen in bestimmten Bereichen benachteiligt würden.
Besonders häufig wurden Nachteile beim Arbeitslohn und bei der Besetzung von Führungspositionen genannt. Beim Zugang zu Bildung und Kultur sahen hingegen nur wenige die Frauen im Nachteil.
Eine Mehrheit war der Meinung, dass Kinder nach wie vor für Frauen im Beruf ein Hemmschuh seien. Die Eltern unter den Befragten wünschten sich demnach zu 90 Prozent familienfreundlichere Arbeitszeiten, 85 Prozent wünschten sich bessere Angebote zur Kinderbetreuung.
„Der hohe Beschäftigungsgrad der Frauen in Deutschland ist in diesem Zusammenhang ein Bluff“, sagte Benner: „Oft ist noch immer der einzige Weg für Frauen, Beruf und Familie zu vereinbaren, ein schlecht bezahlter Minijob.“
Auch der Arbeitgeberverband Gesamtmetall forderte umfassendere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, um die Ungleichheit abzubauen.
Allerdings gehe die Debatte über Einkommensunterschiede an den eigentlichen Ursachen vorbei, sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Zander: „Zieht man die Faktoren Qualifikation, Berufserfahrung, Branchenzugehörigkeit und familienbedingten Auszeiten ab, schrumpfen die behaupteten 22 Prozent Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen auf 1,9 Prozent zusammen.“
Nach Zahlen der Statistiker nahm die Erwerbstätigkeit von Frauen in Deutschland in den letzten zehn Jahren deutlich zu: 2002 lag die Erwerbstätigenquote noch bei 61,8 Prozent. Zwar ist die Quote auf 71,5 Prozent gestiegen - aber bei Männern lag sie 2012 mit 81,8 Prozent weit darüber.