Industrie gegen neue Etiketten

Die EU will künftig den Nachweis des Herkunftslandes verpflichtend auch für Schuhe und Möbel einführen.

Brüssel. Streit um kleine Etiketten: Will der Verbraucher wirklich wissen, aus welchem Land die angebotenen Pullis, Schuhe oder Möbel kommen?

Vertreter der deutschen Industrie meinen „eher nein“ und laufen Sturm gegen die Pläne, mit denen sich am Donnerstag der Binnenmarkt-Ausschuss des EU-Parlaments befassen soll. Endgültig entscheiden könnten sich das Europaparlament und die EU-Staaten voraussichtlich jedoch erst bis zum Sommer 2014.

„Wir glauben, dass das dem Kunden nicht wirklich weiterhilft“, ist sich der stellvertretende Bereichsleiter International beim Deutschen Industrie-und Handelskammertag (DIHK), Felix Neugart, sicher.

Eine solche Kennzeichnung sage weder etwas über die tatsächlichen Produktionsbedingungen aus, noch ermögliche sie eine Rückverfolgung der Produkte zum Hersteller. Die deutsche Schuh- und Lederwarenindustrie bläst ins gleiche Horn. Viel entscheidender als das Herkunftsland sei aus Verbrauchersicht doch die Produktqualität, erklärt der Bundesverbandsvorsitzende Ralph Rieker.

Eher einsam in der deutschen Industrie scheinen die deutschen Möbelhersteller dazustehen: Im Kampf gegen Billigimporte haben sich die deutschen Produzenten für die Einführung einer Herkunftsbezeichnung ausgesprochen. Neben dem Preis solle künftig auch bei Möbeln der Hinweis „Made in Germany“ stehen, forderte jüngst Möbel-Verbandspräsident Elmar Duffner.

Hintergrund sind Preiskämpfe in der deutschen Möbelbranche mit importierter Billigware. Da sollen es sich Verbraucher nach Ansicht der deutschen Hersteller künftig bevorzugt auf Sofas „Made in Germany“ bequem machen.

Doch selbst bei der deutschen Textilindustrie, die seit Jahrzehnten freiwillig Etiketten mit Herkunftskennzeichnungen näht, stößt der EU-Vorstoß zum Kennzeichnungs-Zwang auf Ablehnung. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber hat viel Verständnis für diese Bedenken: „Dieser Vorschlag schafft nur Bürokratie, löst aber keine Probleme“, sagt er.

„Es würde weniger ,Made in Germany’ geben, obwohl deutsches Design oder Erfinderkunst dahinterstecken.“ Wie auch der DIHK fürchtet er Belastungen vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen.

Einige EU-Staaten unterstützten Ferber zufolge die neuen Regeln, weil sie „Druck auf die Produzenten ausüben“ wollten, um Arbeitsplätze zu halten. Das Sigel „Made in Italy“ etwa könne so zum Ansporn für die italienische Textilindustrie werden, weiterhin in der Heimat zu produzieren.