Infineon erwartet gutes Jahr 2011

Infineon-Chef Bauer ist dort, wo er mit dem Halbleiterhersteller hin wollte: auf Wachstumskurs. Nach Jahren der herben Verluste und des Ärgers kommt auf der Hauptversammlung des Konzerns vor allem Lob für das einstige Sorgenkind - trotz einer langen Fragerunde.

München (dpa) - Infineon sieht sich nach Jahren schmerzhafter Verluste auf Kurs zu dauerhaftem wirtschaftlichen Erfolg. Der Halbleiterhersteller sei so erfolgreich und stabil wie nie zuvor, sagte Konzernchef Peter Bauer am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Unternehmens in München. „Wir befinden uns weiter im Aufschwung.“ Den Aktionären stellte er auch für die kommenden Jahre Dividenden in Aussicht. Vor allem die boomende Wirtschaft in Asien soll für gute Geschäfte sorgen.

Für das vergangene Geschäftsjahr 2009/2010 zahlt Infineon seinen Anteilseignern erstmals seit zehn Jahren wieder eine Dividende - von zehn Cent. Ziel sei es, dauerhaft schwarze Zahlen zu schreiben und schneller als der Markt zu wachsen. Die Aktionäre quittierten die jüngste Entwicklung mit Lob, nachdem die Hauptversammlungen der vergangenen Jahre oft stürmisch waren. „Man hat seit langer Zeit das Gefühl, das Infineon endlich auf dem richtigen Weg ist“, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierschutz (DSW). Am Abend stimmt die Versammlung der Dividende zu und gab auch grünes Licht für einen möglichen Aktienrückkauf.

Infineon habe in den vergangenen zehn Jahren vieles falsch, in den vergangenen zehn Monaten aber vieles richtig gemacht, sagte Aktionärsschützer Hans-Martin Buhlmann mit Blick auf die Neuausrichtung des Konzerns unter Bauers Führung. „Ich möchte die Vergangenheit nicht vergessen, ich möchte sie aber vor allem nicht wiederholen.“ Aus seiner Sicht hat der Konzern alle Chancen, auf Erfolgskurs zu bleiben.

Bauer hatte mit dem Verkauf der Handychipsparte an Intel den Umbau des Konzerns im vergangenen Jahr zunächst abgeschlossen. Seither konzentriert sich Infineon auf die drei Geschäftsfelder Automobil-, Industrie- und Sicherheitschips.

Dort erwartet Bauer in den kommenden Jahren anhaltendes Wachstum - auch angesichts des kräftigen Auto-Booms in Asien: „Worüber ich mich besonders freue, ist die Lust auf Premiumfahrzeuge. Hier ist der Anteil an Halbleitern besonders hoch“, sagte Bauer. „Die gelungene Neuausrichtung gibt uns die Möglichkeit, das gute wirtschaftliche Wetter zu nutzen.“ Nach einem starken ersten Geschäftsquartal hatte Bauer seine Prognose für das Geschäftsjahr 2010/2011 (Ende September) angehoben und rechnet nun mit einem Umsatzplus im mittleren 10-Prozent-Bereich.

Wie erwartet bleibt Bauer für fünf weitere Jahre an der Spitze des Chipherstellers. Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag bis 2016. Der Manager ist seit Beginn an Bord, seit 2008 steht Bauer an der Spitze der Infineon Technologies AG. Auch der Vertrag von Personalvorstand Reinhard Ploss wurde verlängert. Keinen Druck sieht der Vorstand bei der Suche nach Übernahmekandidaten. Man schaue sich den Markt genau an, sagte Bauer. Derzeit seien die Preise aber recht hoch. Infineon habe ausreichend Kapital und Zeit. Sich selbst sieht Infineon derzeit nicht als Übernahmekandidat.

Unter Bauers Führung hat der Konzern im Geschäftsjahr 2009/2010 das beste Ergebnis seit zehn Jahren eingefahren. Infineon hatte im vergangenen Jahr ohne das mittlerweile verkaufte Handychipgeschäft rund 3,3 Milliarden Euro umgesetzt. Die Sparte eingerechnet verdiente Infineon unter dem Strich rund 660 Millionen Euro, nachdem im Geschäftsjahr 2008/2009 noch ein Verlust von 674 Millionen Euro in den Büchern stand. Weltweit beschäftigt der Konzern knapp 27 000 Menschen.

Die Aktionäre wählten auf der Versammlung den früheren Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber in den Aufsichtsrat. Im Anschluss an die Hauptversammlung wählte ihn der Aufsichtsrat einstimmig zu seinem neuen Vorsitzenden. Er folgt damit auf Klaus Wucherer. Der bisherige Chefaufseher hatte sich 2010 erst in einer dramatischen Kampfabstimmung durchgesetzt und danach angekündigt, nur ein Jahr im Amt zu bleiben. „Ich hoffe, dass man nun zur Ruhe kommt“, sagte Bergdolt.

Mayrhuber trat Vermutungen entgegen, er werde nach einer Übergangszeit Infineon wieder verlassen. Er habe vor, bis zum Ende der Wahlperiode an der Spitze des Aufsichtsrates zu bleiben. Abgesegnet hat die Hauptversammlung auch die Einigung mit Ex-Chef Ulrich Schumacher. Infineon hatte sich nach einem jahrelangen Streit im Dezember mit ihm auf einen Vergleich verständigt.