Infineon macht sich mit Sparkurs wetterfest

München (dpa) - Der Halbleiterkonzern Infineon stellt sich auf härtere Zeiten ein und tritt auf die Kostenbremse. „Wo wir sparen können, sparen wir jetzt“, sagte der scheidende Vorstandschef Peter Bauer am Dienstag.

Der Industrie- und Autozulieferer hat seine Mitarbeiterzahl weltweit eingefroren und will die Investitionen im neuen Geschäftsjahr ab Oktober fast halbieren. „Das Wachstum und die Marge liegen aktuell unter Plan. Grund sind die weltweiten Unsicherheiten“, sagte Bauer.

Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal blieb der Umsatz überraschend noch stabil - die Nachfrage deutscher und koreanischer Autohersteller war weiterhin hoch, und der schwache Euro sorgte für Rückenwind. Aber der Gewinn des DAX-Konzerns fiel wegen höherer Abschreibungen und Kosten um 26 Prozent auf 82 Millionen Euro.

Für das gesamte Geschäftsjahr, das Ende September endet, kündigte der Chiphersteller wegen des schwächeren Industriegeschäfts einen Umsatzrückgang von drei Prozent auf 3,88 Milliarden Euro sowie einen Gewinneinbruch um ein Drittel an. Das Segmentergebnis werde von 756 Millionen auf annähernd 525 Millionen Euro sinken.

Derzeit sei die Auslastung der Werke noch recht ordentlich - Kurzarbeit sei nicht in Sicht, sagte Bauer. Aber die Lage in Europa spitze sich zu, und Asien habe noch nicht zu früherer Dynamik zurückgefunden. „Eine schnelle Erholung scheint uns recht unwahrscheinlich“, sagte der Konzernchef. Deshalb würden die Investitionen im neuen Geschäftsjahr von 900 auf rund 500 Millionen Euro gesenkt und keine neuen Stellen mehr geschaffen. So bleibe Infineon auch in stürmischen Zeiten profitabel und bereit, beim nächsten Aufschwung zu reagieren und Marktanteile zu gewinnen.

Mit einem Kurssprung um über 8 Prozent setzte sich die Infineon-Aktie anschließend an die Spitze des DAX. Umsatz und Betriebsergebnis seien besser als erwartet, und der vorsichtige Ausblick überrasche angesichts des Umfelds nicht, sagte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp.

Vorstandschef Bauer übergibt seinen Posten krankheitsbedingt zum 1. Oktober an den bisherigen Technikvorstand Reinhard Ploss. Bauer hatte das lange defizitäre Unternehmen in den vergangenen Jahren verschlankt, neu ausgerichtet und in die Gewinnzone geführt.

Infineon beschäftigt in Deutschland 8320 Mitarbeiter, die meisten davon in Dresden, Regensburg und München. Weltweit hat der Konzern 26 450 Beschäftigte.