Inflation auf dem Rückzug - Energie bleibt Preistreiber
Wiesbaden (dpa) - Gute Nachrichten für Sparer und Verbraucher: Die Inflation in Deutschland ist weiter auf dem Rückzug. Im Januar sank die jährliche Teuerung zum vierten Mal in Folge.
Sie fiel erstmals seit Anfang 2011 wieder auf der Marke von 2,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Berechnungen in Wiesbaden mitteilte. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, prophezeien Volkswirte.
Im Dezember hatten die Verbraucherpreise noch 2,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahres gelegen. Für das Gesamtjahr 2011 hatten die Statistiker eine Inflation von 2,3 Prozent errechnet.
Überdurchschnittlich stark zogen auch im Januar die Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe an. Bundesweite Zahlen liegen dazu noch nicht vor. Beispielsweise in Nordrhein-Westfalen bezifferten die Statistiker am Montag den Preisauftrieb binnen Jahresfrist bei Heizöl auf 16,9 Prozent, bei Kraftstoffen auf 6,6 Prozent.
In Sachsen ergab sich ein ähnliches Bild. Auch für Fleisch (plus 5,5 Prozent), Bekleidung und Schuhe (+4,3 Prozent) oder Tabakwaren (+3,8 Prozent) mussten die Verbraucher dort deutlich tiefer in die Taschen greifen als zwölf Monate zuvor.
Im Vergleich zum Vormonat Dezember sanken die Preise im Januar um 0,4 Prozent. Der Preisrückgang zum Jahresstart ist üblich: Mit dem Ende der Weihnachtsferien verbilligen sich insbesondere Reisen deutlich. „Dieser Effekt wurde aber teilweise kompensiert durch den witterungsbedingten Anstieg von Nahrungsmittelpreisen“, erklärte Unicredit-Volkswirt Alexander Koch. Auch wegen der Beitragserhöhungen bei privaten Krankenversicherungen sei der monatlichen Rückgang der Verbraucherpreise im Januar geringer ausgefallen als sonst.
Zudem wurden Benzin und Heizöl auch im Monatsvergleich deutlich teurer: „Der Ölpreis legte im Zuge der Iran-Krise und der Unruhen in Nigeria im Vergleich zum Dezember zu, was auch die Konsumenten zu spüren bekamen. Hinzu kommt, dass die Energieversorger die Preise für Strom und Gas angepasst haben“, betonte Commerzbank-Ökonomin Ulrike Rondorf.
Ökonomen sind dennoch überzeugt, dass die Jahresteuerung in dem kommenden Monaten schon wegen der Konjunkturflaute weiter nachlassen wird. „Im Februar dürfte die Inflationsrate erstmals seit einem Jahr wieder die kritische Marke von 2 Prozent unterschreiten“, prognostizierte Rondorf.
Auch Andreas Martin, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), ist zuversichtlich: „Die Chancen stehen gut, dass die Teuerungsrate in den ersten Monaten 2012 wieder die Marke von zwei Prozent unterschreiten wird.“ Die Europäische Zentralbank sieht bei Raten bis knapp unter 2,0 Prozent die Preisstabilität gewahrt.
Der BVR wertete die jüngste Entwicklung der Verbraucherpreise als positives Signal für die Geldpolitik: „Sie bietet Rückendeckung dabei, die großzügige Liquiditätsversorgung mit einem historisch niedrigen Leitzins fortzusetzen.“
Erste Ökonomen fordern längst, dass die EZB den Zins noch unter das aktuelle Rekordtief von 1,0 Prozent senken sollte, um die schwächelnde Konjunktur im Euroraum anzukurbeln. Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite für Unternehmen und Verbraucher und können so das Wachstum anschieben. Allerdings befeuern sie zugleich die Inflation. „Die EZB wird aus Rücksicht auf die Probleme der Peripherieländer für lange Zeit eine für Deutschland zu expansive Geldpolitik verfolgen“, glaubt auch Rondorf. Dadurch drohe langfristig wieder eine höhere Inflation.