Institute: Deutsche Konjunktur zieht an
Berlin (dpa) - Deutschlands Konjunkturaussichten hellen sich aus Sicht von arbeitgeber- wie gewerkschaftsnahen Instituten zunehmend auf. Ein dauerhafter kräftiger Aufschwung ist aber noch nicht in Sicht.
Dies teilten das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und das Institut für Makroökonomie (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung mit.
„Es ist ein Aufschwung ohne Fantasie, ein Aufschwung des "Ja, aber"“, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Ein Mindestlohn, wie ihn die SPD bei der Regierungsbildung fordert, werde die Konjunktur kaum trüben, wohl aber die Arbeitslosigkeit erhöhen.
Das reale Bruttoinlandsprodukt - der Wert der hergestellten Waren und Dienstleistungen unter Ausschluss der Preisentwicklung - wächst in Deutschland im nächsten Jahr aus Sicht des arbeitgebernahen IW um 1,5 Prozent. Das Düsseldorfer IMK ist mit seiner Prognose von 1,2 etwas zurückhaltender als die Kölner. Es hält es anders als das IW auch für möglich, dass der Haushaltsstreit in den USA die Aussichten eintrübt.
„Wir sind in der Phase eines konjunkturellen Übergangs von einer Schwächephase zu einer Aufschwungphase“, sagte IMK-Direktor Gustav Horn. Ähnlich wie Hüther sieht er die gestiegene Binnennachfrage als Stütze der Konjunktur - das heißt, die Deutschen geben nach kräftigen Lohnsteigerungen und angesichts niedriger Zinsen mehr Geld aus als in früheren Jahren. Für das laufende Jahr erwartet das IW nach einem schwachen Winter noch ein Wachstum von gut 0,5 Prozent, das IMK rechnet mit 0,4 Prozent.
Für 2014 stimmt es die Forscher hoffnungsvoll, das wichtige Handelspartner in Europa nach der Rezession die Talsohle erreicht haben dürften. Die Exporte zögen deshalb wieder an. Zudem zeichne sich ab, dass die Unternehmen wieder mehr in ihre Anlagen investieren.
Beide Institute forderten, dass auch der Staat mehr investiert - in Straßen, Schienen und Brücken, laut IMK auch in Bildung. Horn verwies auf Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, wonach 300 Milliarden Euro notwendig seien.
Dies sei in den nächsten 10 bis 15 Jahren abzuarbeiten, forderte Horn und schlug zur Finanzierung höhere Steuern auf Vermögen, Erbschaften, Kapitalgeschäfte und hohe Einkommen vor. Das IW warnte dagegen vor Steuererhöhungen. Die Staatseinnahmen stiegen in den nächsten Jahren um rund zweieinhalb Prozent jährlich, was allein 2014 zu einem Überschuss von 15 Milliarden Euro führe.