Investoren reißen sich um erste Irland-Anleihe
Frankfurt/Berlin (dpa) - Europa atmet auf: In Rekordtempo hat der Euro-Rettungsfonds seine ersten Milliarden für das hoch verschuldete Irland eingesammelt. Investoren aus aller Welt rissen sich um die von den von Euro-Staaten garantierte Anleihe mit einem Gesamtvolumen von 5,0 Milliarden Euro.
Künftige Hilfen für Schuldensünder sollen an „harte Auflagen“ gebunden werden, wie EU- Währungskommissar Olli Rehn der FDP-Bundestagsfraktion zusicherte: Die EU-Kommission will Deutschland rasch für neue Schritte zur langfristigen Stabilisierung des Euro gewinnen.
Für die Anleihe gingen mehr als 500 Gebote mit einem Ordervolumen von insgesamt 44,5 Milliarden Euro ein, wie der Fonds mit dem Namen „Europäische Finanz-Stabilitäts-Fazilität“ (EFSF) am Dienstag mitteilte. Zu den Bietern für das Papier mit einer Laufzeit von fünfeinhalb Jahren gehörten Zentralbanken - vor allem aus Asien und Südamerika - sowie Staats- und Pensionsfonds. Von der Gesamtsumme werden aller Voraussicht nach mindestens 3,3 Milliarden Euro direkt für Kredite an Irland genutzt, der Rest sind Sicherheiten.
Irland war im November als erstes und bisher einziges Euro-Land unter den Rettungsschirm von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds (IWF) geschlüpft. Den Iren wurden 85 Milliarden Euro Unterstützung zugesagt. 17,5 Milliarden Euro davon übernimmt der Euro-Rettungsfonds.
Um diesen Beitrag zu stemmen, will der Fonds insgesamt 26,5 Milliarden Euro am Markt aufnehmen: 16,5 Milliarden in diesem Jahr und 10 Milliarden im nächsten Jahr. Im ersten Halbjahr ist eine weitere Irland-Anleihe geplant. Zum genauen Zeitplan sagte Regling: „Im Moment haben wir das Geld zusammen, das wir Irland zugesagt haben. Jetzt warten wir bis zum zweiten Quartal und entscheiden dann, was als nächstes zu tun ist.“
Rehn forderte, der nächste EU-Gipfel müsse Anfang Februar erste Grundlagen für eine umfassende Stabilisierung der Euro-Zone legen. In der gegenwärtigen Phase sei ein einheitliches Vorgehen der Staaten für eine umfassende Reaktion wichtig. Am wichtigsten sei aber, dass die EU-Staaten ihre Haushalte in Ordnung brächten und wachstumsfördernde Strukturreformen beschlössen.
Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso will bereits beim nächsten EU-Gipfel Entscheidungen zum Rettungsfonds erreichen. Er wollte sich am Abend mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Schloss Meseberg bei Berlin zu einem vertraulichen Gespräch treffen.
FDP-Chef Guido Westerwelle wandte sich nach dem Treffen mit Rehn erneut gegen voreilige Maßnahmen: „Eine Ausweitung des Rettungsschirms derzeit zu diskutieren, wo weniger als zehn Prozent nur ausgeschöpft sind, das halte ich aus heutiger Sicht für nicht überzeugend.“ Der Außenminister fügte hinzu: „Das Problem, das wir haben, heißt nicht Euro, sondern es heißt Schuldenmachen.“
Merkel bekannte sich nochmals zu einer eng abgestimmten Wirtschaftspolitik im Euro-Raum. „Wir brauchen Krisenmechanismen, die anderen unter die Arme greifen, wenn sie selber Schritte zur Verbesserung der Stabilität und des Wachstums unternehmen“, sagte sie.
Für die erste Anleihe des Rettungsfonds war die Nachfrage vor allem aus Asien stark: 37,4 Prozent und damit mit weitem Abstand der Löwenanteil der mehr als 500 Gebote kamen aus der Region, wie der Fonds mitteilte. Letztlich übernahm die japanische Regierung von der ersten Tranche mehr als 20 Prozent. Die Kosten für die Kreditaufnahme bezifferte der Fonds auf 2,89 Prozent pro Jahr.
„Die Nachfrage war überwältigend“, sagte EFSF-Chef Klaus Regling. Dass die Anleihe fast neunfach überzeichnet war, sei rekordverdächtig. Binnen 15 Minuten sei das Orderbuch geschlossen worden, berichtetet der Geschäftsführer der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur, Carl Heinz Daube.
Dass die erste Anleihe deutlich überzeichnet war, wurde als Signal dafür gewertet, dass Investoren Vertrauen in die Handlungsfähigkeit Europas fassen. „Es ist immer schwierig, vorherzusagen, was an den Märkten in der nächsten Woche passieren wird. Aber ohne Zweifel ist das ein wichtiger Schritt. Wir haben in den vergangenen Wochen gesehen, dass Investoren ihre Haltung gegenüber dem Euro verändern“, sagte Regling.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) begrüßte das starke Interesse an der ersten Anleihe des Euro-Rettungsfonds: Dies bestärke ihn in seiner Einschätzung, „dass das Volumen, was als Rettungsschirm vorgesehen ist, hinreichend ist.“