Japan-Desaster reißt Munich Re in die roten Zahlen

München (dpa) - Die Katastrophen in Japan, Australien und Neuseeland haben den weltgrößten Rückversicherer Munich Re zu Jahresbeginn tief in die roten Zahlen gerissen. Infolge von Erdbeben, Tsunami, Hochwasser und Sturm werde das Ergebnis für das erste Quartal "deutlich negativ ausfallen".

Das sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Mittwoch bei der Hauptversammlung des Konzerns in München. Alleine die Ereignisse in Japan dürften die Munich Re etwa so teuer zu stehen kommen wie alle Naturkatastrophen von 2010 zusammen. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand jedoch weiter mit einem Gewinn. Wie hoch dieser ausfallen soll, ließ von Bomhard offen.

Die Aktie rutschte nach den Neuigkeiten zunächst ins Minus, erholte sich aber von dem Schock und lag zuletzt in einem freundlichen Umfeld mit 0,88 Prozent im Plus bei 114,40 Euro. Aktionärsschützer lobten die Geschäftspolitik des Vorstands. "Wir hoffen, dass wir wenigstens mit einem einigermaßen stabilen Gewinn aus diesem Jahr herauskommen", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Insgesamt erwartet der Münchner Dax-Konzern, dass er für Schäden durch Naturkatastrophen im ersten Jahresviertel mit 2,7 Milliarden Euro geradestehen muss. Dies sei gut 14-mal so viel wie im langjährigen Durchschnitt, sagte von Bomhard. Mit 1,5 Milliarden Euro dürfte mehr als die Hälfte davon auf das Erdbeben und den Tsunami in Japan entfallen. Im gesamten Vorjahr hatte die Munich Re für die Folgen von Naturkatastrophen 1,56 Milliarden Euro aufbringen müssen.

Die Ereignisse in Australien und Neuseeland dürften dieses Mal mit weiteren 1,1 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Im australischen Bundesstaat Queensland hatten Überschwemmungen und der Zyklon "Yasi" schwere Schäden angerichtet. Die neuseeländische Stadt Christchurch wurde im Februar von einem Erdbeben erschüttert. Alles zusammen kostet die Munich Re nun ihren Quartalsgewinn. Ein Jahr zuvor hatte der Rückversicherer im ersten Jahresviertel noch fast 500 Millionen Euro verdient.

Angesichts der schweren Schäden rechnet die Munich Re damit, bei ihren Kunden höhere Prämien durchsetzen zu können. Die Preissteigerungen dürften "spartenübergreifend" stattfinden, sagte von Bomhard. Genaue Aussagen ließen sich jedoch noch nicht treffen. Die Erneuerung der Rückversicherungsverträge im Katastrophenland Japan und Korea hätte eigentlich zum 1. April angestanden. Allerdings hatten die Münchner die bestehenden Verträge mit einigen japanischen Kunden zunächst zu den alten Konditionen verlängert, um die Ermittlung der Schäden abzuwarten.

Schon Ende März hatte die Munich Re wegen der Katastrophen ihr ursprüngliches Ziel gekippt, im Gesamtjahr einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro einzufahren. Zudem hält der Vorstand das Geld des Konzerns zusammen. Der Rückkauf eigener Aktien, der nach der Hauptversammlung hätte in eine neue Runde gehen sollen, wird zunächst nicht wieder aufgenommen.

Zu kämpfen hat auch die Konzerntochter Ergo. Der Erstversicherer musste im weltweiten Schaden-Unfall-Geschäft erneut Belastungen verkraften, wie von Bomhard sagte. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Beitragseinnahmen in dem Segment nicht ausgereicht, um die Kosten für Schäden und Verwaltung zu decken. Im Gesamtjahr soll das Geschäft jedoch besser laufen, hieß es.

Nachdem die Munich Re im Jahr 2010 einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro erzielt hatte, sollen die Aktionäre an diesem Mittwoch einer auf 6,25 Euro erhöhten Dividende zustimmen. Außerdem steht eine Ermächtigung für den Aktienrückkauf auf der Tagesordnung, nach der der Konzern bis zu zehn Prozent der Anteilscheine zurückerwerben kann. Ihre Quartalsbilanz will die Munich Re am 9. Mai vorlegen.