Kartellamt und Rösler raten zum Stromanbieterwechsel
Bonn/Berlin (dpa) - Angesichts massiver Strompreiserhöhungen raten das Bundeskartellamt und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) offen zum Wechsel des Anbieters. „Man kann gar nicht eindringlich genug an die Verbraucher appellieren, Preise zu vergleichen und von ihren Wechselmöglichkeiten Gebrauch zu machen“.
Dies sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „Ein Blick ins Internet lohnt sich immer“, sagte Rösler derselben Zeitung. „Wer Anbieter und Strompreise vergleicht, kann oft Geld sparen.“ Etwa drei Viertel der Stromkunden müssen vom kommenden Jahr an tiefer in die Tasche greifen - mehr als 600 Versorger wollen die Preise wegen der steigenden Ökostrom-Umlage und weiterer staatlicher Aufschläge so stark wie nie zuvor erhöhen. Im Schnitt sind rund zwölf Prozent angekündigt.
Rund 44 Prozent der Privatkunden seien noch im teuersten Tarif, der sogenannten Grundversorgung, sagte der Sprecher der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding. Für sie lohne sich jede Form von Bewegung. „Wer den Anbieterwechsel scheut, kann auch einfach mal beim bestehenden Versorger anrufen und einen billigeren Tarif verlangen“, riet er.
Die Verbraucherzentrale vermutet wie der Bund der Energieverbraucher, dass einzelne Anbieter die allgemeine Debatte um Ökostromzuschläge dafür nutzen könnten, zusätzliche Erhöhungen durchzudrücken. Steigerungen von sechs bis acht Prozent seien durch die Umlagenerhöhungen gerechtfertigt, hatte der Bund der Energieverbraucher vor kurzem erklärt. Alles darüber sollten Verbraucher nicht akzeptieren.
Zuvor hatte am Donnerstag auch Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) die Höhe der Aufschläge als „schwer zu verstehen“ kritisiert. Er verwies dabei auf die dank Wind- und Solarstrom gesunkenen Einkaufspreise an der Strombörse.
Die Verbraucherzentrale NRW sammelt derzeit Preiserhöhungsschreiben, die an Kunden geschickt wurden, und prüft sowohl die Aufschläge als auch die Begründungen auf Stichhaltigkeit. 1500 Schreiben lägen schon vor, sagte Sieverding.
Sozial Schwache und Haushalte mit negativem Schufa-Eintrag hätten in vielen Fällen Probleme mit einem Stromanbieterwechsel, sagte Sieverding. Ohne Konto seien ihnen die preiswerteren Onlinetarife verschlossen. „Damit trifft es mal wieder die Einkommensschwachen besonders hart.“