Kartellvorwürfe: Durchsuchungen bei ThyssenKrupp

Duisburg/Düsseldorf (dpa) - Der Industriekonzern ThyssenKrupp kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Das Unternehmen ist erneut ins Visier des Bundeskartellamts geraten. Die Behörde durchsuchte am Donnerstag Geschäftsräume der europäischen Stahlsparte in Duisburg.

Das teilte der Konzern selbst mit. Hintergrund ist der Verdacht auf illegale Absprachen zwischen Konkurrenten bei der Lieferung von Stahl für die Autoindustrie in Deutschland. Das Unternehmen werde die Behörden aktiv bei Untersuchungen unterstützen, hieß es.

Das Bundeskartellamt habe am Donnerstag Geschäftsräume von drei Unternehmen der Stahlbranche in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern durchsucht, berichtete die Behörde auf dpa-Anfrage. Die Unternehmen würden verdächtigt, beim Vertrieb von Bandstahl und Halbzeugen wettbewerbsbeschränkende Absprachen getroffen zu haben, sagte ein Sprecher. Vier Standorte seien mit 19 Mitarbeitern des Kartellamts und Kräften der Kriminalpolizei überprüft worden.

In der Vergangenheit war ThyssenKrupp in zahlreiche Kartelle verstrickt - nach unerlaubten Absprachen im Edelstahlsektor und bei Rolltreppen machte zuletzt ein Schienenkartell Schlagzeilen. Wegen jahrelanger illegaler Absprachen im Schienengeschäft war der Konzern im vergangenen Sommer zu einer Strafe von gut 100 Millionen Euro verdonnert worden. ThyssenKrupp muss sich auf Schadensersatzansprüche einstellen. Hinzu kommen Vorwürfe, dass Mitarbeiter mit zweifelhaften Zahlungen Geschäfte im Ausland angestoßen haben sollen.

Vorstandschef Heinrich Hiesinger kündigte ein hartes Vorgehen an. „Bei ThyssenKrupp gilt das Prinzip 'Null Toleranz'. Sollten die veranlassten Untersuchungen ergeben, dass sich die Vorwürfe erhärten, werden wir hart durchgreifen.“ Er erwarte von allen Führungskräften, dass sie in ihrem Verantwortungsbereich ordnungsgemäße Geschäftsprozesse sicherstellten, hinsähen und handelten. „Wir sind dabei, einen umfassenden Wandel der Führungskultur bei ThyssenKrupp umzusetzen“, erklärte Hiesinger. „Damit ist es mir sehr ernst. Wer hier nicht mitzieht, hat bei uns nichts zu suchen.“

Die Kartellvorwürfe bezögen sich auf einen Zeitraum von mehreren Jahren, sagte Hiesinger bei einer Veranstaltung am Donnerstagabend in Düsseldorf. Der Fall sei durch eine anonyme Anzeige ins Rollen gekommen. Weitere Einzelheiten etwa zum finanziellen Umfang seien derzeit noch nicht bekannt. „Das ist alles völlig neu“, sagte Hiesinger. Bei ThyssenKrupp habe es Durchsuchungen lediglich am Standort Duisburg gegeben.