Katastrophen drücken Gewinn von Munich Re
München (dpa) - Hohe Katastrophenschäden haben den Gewinn des weltgrößten Rückversicherers Munich Re gedrückt - die Aktionäre können sich für das vergangene Jahr aber dennoch auf eine höhere Dividende freuen.
Für 2011 ist ein stabiler Überschuss geplant.
Das Konzernergebnis soll ähnlich hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr, berichtete das Unternehmen am Donnerstag. Vor allem aufgrund von Belastungen aus der Serie schwerer Erdbeben wie in Chile und Neuseeland fiel der Gewinn 2010 um fünf Prozent auf 2,43 Milliarden Euro.
Die Dividende soll um 50 Cent auf 6,25 Euro je Aktie steigen. „Wir können so viel ausschütten, und dann tun wir das auch“, sagte Finanzvorstand Jörg Schneider in einer Telefon-Konferenz. Außerdem kündigte das Unternehmen einen weiteren Aktienrückkauf an. Bis April 2012 soll so eine weitere halbe Milliarde Euro an die Aktionäre zurückfließen.
Die hohen Katastrophenbelastungen machte der Rückversicherer im abgelaufenen Jahr teilweise mit höheren Kapitalgewinnen wett: Das Kapitalanlageergebnis kletterte um fast ein Zehntel auf 8,6 Milliarden Euro. Insgesamt schlugen Erdbeben, Überschwemmungen und Stürme mit 1,56 Milliarden Euro zu Buche. Rund die Hälfte davon machte allein das verheerende Beben in Chile Ende Februar aus. Aber auch das Erdbeben in Neuseeland im September kam den Konzern wie schon andere Versicherer teurer zu stehen als gedacht: Die Belastung fällt mit 340 Millionen Euro rund anderthalb mal so hoch aus wie zuvor angekündigt.
Tief muss die Munich Re für die Überschwemmungen in Australien in die Tasche greifen. Für das erste Hochwasser im Bundesstaat Queensland im Dezember veranschlagt der Vorstand rund 270 Millionen Euro. Die Überschwemmung der Millionenstadt Brisbane im Januar dürfte 2011 mit einer ähnlichen Summe zu Buche schlagen, hieß es. Insgesamt schätzt die Munich Re den versicherten Marktschaden durch die Fluten in Australien auf 4 bis 5 Milliarden australische Dollar (rund 2,9 bis 3,7 Mrd Euro).
Der Zyklon, der am Donnerstag auf die Nordost-Küste Australiens traf, ist darin noch nicht eingerechnet. Der Sturm sei „einer der stärksten Zyklone, die man jemals gesehen hat“, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. Allerdings sei er auf ein relativ schwach besiedeltes Gebiet getroffen. Die Schäden dürften daher weit unter denjenigen des Hurrikans „Katrina“ bleiben, der im Jahr 2005 die US-amerikanische Stadt New Orleans verwüstet hatte.
Von den Winterstürmen in den USA und den Unruhen in Tunesien und Ägypten erwartet Jeworrek allerdings keine großen Belastungen. Auch das Solarprojekt Desertec, an dem die Munich Re mitarbeitet, sieht der Manager durch die politischen Unruhen nicht gefährdet. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die politische Situation bis zu den ersten Umsetzungsschritten geklärt haben wird“, sagte Jeworrek. Im Zuge von Desertec wollen mehrere Konzerne in den Wüsten Nordafrikas und des Mittleren Ostens Strom aus Sonne und Wind gewinnen und diesen auch nach Europa transportieren.
Im vergangenen Jahr reichten die Beitragseinnahmen der Munich Re in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung wegen der folgenschweren Katastrophen nicht aus, um die Kosten für Schäden und Verwaltung zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote blieb mit 100,5 Prozent über der kritischen 100-Prozent-Marke.
Auch die Erstversicherungstochter Ergo kam nicht ungeschoren davon: Wegen des harten Winters und der Überschwemmungsschäden im Ausland verschlechterte sich die Schaden-Kosten-Quote von 93,2 auf 96,8 Prozent. Ihr Geschäft konnte die Munich Re allerdings insgesamt deutlich ausweiten: Die Bruttoprämieneinnahmen wuchsen um fast ein Zehntel auf 45,5 Milliarden Euro.