Keine Annäherung: Piloten streiken weiter
Frankfurt/Main (dpa) - Am zweiten Tag des Pilotenstreiks bei der Lufthansa haben sich die zerstrittenen Tarifparteien nicht angenähert. Wie schon am Tag zuvor blieb es am Donnerstag an den deutschen Flughäfen ruhig, weil die meisten Passagiere rechtzeitig von den Flugabsagen gehört hatten.
Auch am Freitag werden nach dem Streik-Flugplan erneut Hunderte Flüge ausfallen, bevor Lufthansa am Samstag wieder möglichst schnell zum Normalbetrieb zurückkehren will.
Die Fluggesellschaft musste nach eigenen Angaben keine weiteren Flüge streichen über die abgesagten 3800 Verbindungen hinaus. 425 000 Gäste seien von den Absagen betroffen. Mit rund 190 freiwilligen Piloten inklusive rund 100 Managern mit Pilotenschein hielt die Airline rund 10 Prozent des üblichen Angebots aufrecht. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit habe keine Informationen über Streikbrecher vorliegen, sagte ihr Sprecher Markus Wahl.
Eine Annäherung gab es am Donnerstag nicht. Man warte weiterhin auf ein neues Gesprächsangebot seitens der Lufthansa, sagte Wahl. Das Unternehmen erwartet hingegen nach Angaben einer Sprecherin Erläuterungen, wie die von der VC vorgeschlagene Deckelung der Kosten für die Übergangsrenten ausgestaltet werden könnte.
Wahl sagte dazu, dass Lufthansa bei den vorerst letzten Gesprächen am Sonntag den Kostendeckel noch als nicht verhandelbar zurückgewiesen habe. In Unternehmenskreisen wird über den Einsatz eines Moderators nachgedacht, der die Verhandlungen anschieben könnte.
In dem Konflikt um Übergangsrenten und höhere Gehälter für rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten von Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo soll offenbar erst nach dem Ende des Streiks weitergesprochen werden, der bis Freitag um 23.59 Uhr befristet ist. Die Piloten haben zugesagt, von weiteren Ausständen während der Osterferien abzusehen.
Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler nannte im Interview mit hr-Info das Ferienende als konkreten Termin: „Bis zum Ende der Osterferien in Deutschland am 2. Mai ist noch Zeit da, und ich hoffe sehr, dass wir da weiter kommen.“ Lufthansa-Chef Christoph Franz hatte in einem „Bild“-Interview Hoffnung auf schnelle Ergebnisse geäußert.
An den deutschen Flughäfen blieb es am Donnerstag wie am Vortag ruhig, weil die meisten Passagiere über die Ausfälle informiert waren. „Es ist spürbar ruhiger“, sagte ein Sprecher des Frankfurter Betreibers Fraport. Rund 20 000 Fluggäste sind laut Lufthansa auf die Bahn umgebucht worden.
An den Drehkreuzen hatte man sich auf gestrandete Fluggäste vorbereitet. In Frankfurt wurden von Lufthansa sechs Menschen im Transitbereich betreut, die kein Visum für den Schengen-Raum besitzen und den Flughafen nicht verlassen durften.
Die Bundesbürger haben weniger Verständnis für den Streik der Lufthansa-Piloten als für Ausstände der Flugbegleiter in der Vergangenheit. Bei einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des ARD-„Deutschlandtrends“ gaben 55 Prozent der Befragten an, dass sie die Arbeitsniederlegungen der Piloten generell akzeptieren. 42 Prozent hatten dagegen kein Verständnis dafür, dass die Flugkapitäne wegen der von Lufthansa aufgekündigten Übergangsrenten die Arbeit niederlegen.
Die Zustimmung zu dem Streik der Flugbegleiter 2012 war mit 75 Prozent deutlich größer. Befragt wurden 1000 wahlberechtigte Bundesbürger ab 18 Jahren. Ähnlich war das Ergebnis einer N24-Emnid-Umfrage. Danach halten 57 Prozent von etwa 1000 Befragten die Streiks für gerechtfertigt, 38 Prozent haben kein Verständnis dafür.
Lufthansa hat nach eigenen Angaben die Call-Center noch einmal verstärkt, nachdem an den Vortagen häufig kein Durchkommen war. Der Andrang habe im Vergleich zu Montag und Dienstag aber abgenommen, sagte eine Unternehmenssprecherin. Bei den Passagieren entschuldige man sich für die Unannehmlichkeiten.
Für Samstag plant Lufthansa die schnelle Rückkehr in den Normalbetrieb mit nur noch vereinzelten Ausfällen. Schon im Laufe des Freitagnachmittags mitteleuropäischer Zeit sollen in Asien die ersten Interkontinentalflugzeugen starten, die dann am frühen Samstagmorgen in Europa eintreffen. Die Streichliste der Fluggesellschaft enthält von Samstag bis Montag 46 Flugabsagen.