Kodak: Der Fall des Foto-Pioniers
Der US-Riese hatte der Welt einst das Fotografieren beigebracht.
New York. Mit Kodak schlittert nicht einfach ein traditionsreicher Konzern in die Pleite, sondern ein Industrie-Pionier. Kodak erfand den Fotofilm und die schnell austauschbare Kleinbild-Kartusche.
Mit der Ein-Dollar-Kamera „Brownie“ machte der Konzern vor gut 100 Jahren das Fotografieren der breiten Masse zugänglich. Zudem legte die Erfindung des Films den Grundstein für das Kino. Anders gesagt: Ohne Kodak hätten die Menschen viele Erinnerungen nicht in Bildern festhalten können.
Das Unternehmen hat über viele Jahrzehnte hinweg gut damit verdient — sehr, sehr gut. Firmengründer George Eastman griff zu einem genialen Geschäftsmodell: Den Leuten günstige Kameras in die Hand zu drücken und das Geld dann mit Filmen und den dazugehörenden Dienstleistungen zu machen. Noch in den 70er Jahren dominierte Kodak den US-Fotomarkt mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent.
Wie kann man aus so einer sagenhaften Position heraus alles verlieren? Der Kodak-Niedergang ist ein Lehrstück dafür, wie sich ein Marktführer vom technologischen Fortschritt überrollen lassen kann.
Ironie der Geschichte: Kodak hielt die Zukunft als erster in der Hand. 1975, lange vor allen Rivalen, entwickelte Kodak die erste Digitalkamera. Doch das Management verstaute sie wieder im Regal, um nicht das Geschäft mit Fotofilmen zu gefährden.
Seit den 90er Jahren zählte Kodak zwar zu den führenden Herstellern von Digitalkameras, machte damit wie mit analogen Billigfotoapparaten aber Verluste — und konnte das Geld nicht mehr mit Film-Verkäufen reinholen.
Das Fotografieren ist noch heute ein Milliarden-Markt, doch davon profitieren andere Unternehmen — Kamera-Hersteller, Druck-Dienstleister, Software-Entwickler.
Auch wenn Kodak in dem Insolvenzverfahren noch von der Schippe springen sollte — die alte Größe ist nur eine blasse Erinnerung. Von einst fast 150 000 Mitarbeitern sind jetzt nur noch 17 000 übrig.