Köche dringend gesucht
Immer mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt. Der Wettbewerb um Azubis steigt.
Düsseldorf. Der Aushang im Restaurant Victorian an der Königstraße ist kaum zu übersehen. „Wir bilden aus!“, steht darauf, gesucht werden ein Kochlehrling und ein Azubi zum Restaurantfachmann oder zur -fachfrau — und das bereits zum 1. August.
„In den letzten Jahren waren unsere Ausbildungsplätze schon bis zum Mai vergeben“, berichtet Küchenchef Volker Drkosch. „Dieses Jahr sieht die Situation deutlich anders aus.“
Damit steht das Düsseldorfer Restaurant mit einem Michelin-Stern nicht alleine da: In ganz Deutschland sind noch 34 000 Lehrstellen in Industrie und Handel unbesetzt. Vor allem angehende Köche, Restaurant- und Hotelfachleute sowie Fachinformatiker und Kaufleute im Einzelhandel werden gesucht.
„Von Jahr zu Jahr bleiben mehr Stellen unbesetzt“, sagt Ulrike Friedrich vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. 2012 blieben auf das ganze Jahr gesehen 70 000 Stellen frei, 2011 waren es 60 000.
Insgesamt gehe auch die Zahl der Auszubildenden zurück, berichtet Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). „Ich weiß aber nicht, ob das damit zusammenhängt, dass mehr Stellen unbesetzt bleiben“, betont er.
Ulrike Friedrich und Thorsten Hellwig führen die Entwicklung vor allem auf den demographischen Wandel zurück. „Das sind jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge“, meint Hellwig. Gleichzeitig werde der Wettbewerb um die Auszubildenden immer intensiver — innerhalb der Berufe, aber auch, weil immer mehr Abiturienten studieren möchten. „Ein Schüler mit Abitur strebt heute eher ein Informatikstudium an, als dass er eine Ausbildung zum Fachinformatiker macht“, sagt Ulrike Friedrich.
Im Gaststättengewerbe kommen oft unangenehme Arbeitszeiten dazu. „Man muss die Bereitschaft mitbringen zu arbeiten, wenn andere Leute frei haben“, sagt Thorsten Hellwig. „Da muss man eine gewisse Passion mitbringen, das macht man nicht mal eben so.“ Er fordert von den Betrieben, stärker auf ihre Berufe aufmerksam zu machen. „Interessenten müssen wissen, was sie erwartet, fernab von Kochshows und Hotelbetrieben im Fernsehen.“
Küchenchef Volker Drkosch hat klare Erwartungen an Bewerber: „Ein Koch muss einen gewissen Idealismus mitbringen, denn jeder Tag in der Küche bringt neue Herausforderungen mit sich.“ Und vor allem eins dürfe nicht fehlen: die Liebe zum Beruf.